Die eine Wahrheit

Kurze Vorab-Erläuterung (2016): Ab Anfang 2013 tauchten vermehrt religiöse Themen in meinem alten Blog auf. Grund war eine damals noch sehr vorsichtige Rück- oder Umkehr, die zur Beschäftigung mit dem Thema Christentum führte. Los ging es mit den Katharern, dem Thema Gnosis, dann zur Mystik wechselnd. Der hier nun angeführte Text war der erste, der das thematisierte (Februar 2013):

Die Beschäftigung mit den Katharern, von der katholischen Kirche als Ketzer verfolgte „Urchristen“ (vereinfacht), macht mich nachdenklich. Ich merke, wieviel meiner eigenen christlichen Erziehung noch immer in mir ist: nicht als „nicht abwaschbarer Schmutz“, sondern als Fundament. Jahrelang habe ich das verdrängt, ja ich glaube, verdrängt ist das richtige Wort. Ich weiß noch, wie es mich vor Jahren in einer bestimmten Situation „überkam“ und ich aufrichtig ein Ave Maria betete – und mich im Anschluß unsinnigerweise dafür schämte. Unverhohlen war ich schon immer ein Bewunderer von Kurt Reubers Madonna von Stalingrad, das nur am Rande.

Gegen das Verdrängen war der Austritt aus der katholischen Kirche eine sachliche Fünf-Minuten-Aktion ohne sonderliche Emotionen. Nein, ich will auch keinesfalls zurück zur katholischen Kirche. Die asketischen Ideale der Katharer, der Bezug auf das Leben der Apostel, ein einfaches, arbeitsreiches, gläubiges Leben verbunden mit massiver Kritik am reichen Klerus der katholischen Kirche, all das ist ohne Frage jedoch attraktiv – und m.E. auch immer noch zeitgemäß.
Auch frage ich mich, ob Europa zum jetzigen Zeitpunkt, da sich durch die Umgestaltung (vorsichtig formuliert) der Gesellschaften eine andere Religion sowohl gegen das abendländische Christentum als auch alle anderen religiösen Formen stellt und nach Dominanz sucht, ob dieses Europa größere Chancen des Widerstandes hätte, wenn es vereint – unter dem Symbol des Kreuzes – gegen die fremde Religion stehen würde.

Diese Überlegungen gingen mir durch den Kopf – als ich auf ein interessantes Büchlein von Willigis Jäger stieß. Jäger ist sowohl Benediktiner als auch ZEN-Mönch, aber er schreibt im Vorwort dieses Werkes, daß es seinem buddhistischen Lehrer sicher komisch vorgekommen wäre, wenn er, Jäger, nun plötzlich vom Christentum zum Buddhismus „übergetreten“ wäre. Denn im Kern aller Religionen, so Jäger, stoße man auf dieselbe Wahrheit. Wörtlich: „Ich meine sogar, daß wir die Vielfalt brauchen, um möglichst viele Facetten des Göttlichen in Bildern und Worten zu erfassen.“ (Geh den inneren Weg, W. Jäger)

Wie Schuppen fällt es mir von den Augen, daß meine „Abzweigung“ in Richtung Agnostizismus doch nur Verleugnung eines nicht zu Ende gedachten Suchprozesses ist. So einfach ist es nicht, wie ich gelegentlich meine, es mir machen zu müssen. Es gibt ja doch durch die letzten dreißig Jahre hindurch Konstanten, die ich mal folgendermaßen umreißen will: die Wichtigkeit von Kontemplation, Achtsamkeit, innerer Gotteserfahrung, (Gnosis), eine Verbindung geistiger und körperlicher spiritueller Erfahrung, auch das „große Wort“ Ekstase mag angeführt sein. Ich verstehe heute besser denn je, wieso ich in den „nüchternen“ Asatru-Ritualen (aus dem germanischen Neiheidentum) nur ganz selten diese gesuchte „Erhöhung“ gefunden habe.

Wie dem auch sei, der Plan ist nun so: ich informiere mich weiter über die Katharer (lese Sean Martins Buch „The Cathars“ zu Ende), lese die Einführung in die Gnosis von Brankaer, dann folgt „Kontemplation – Ein spiritueller Weg“ vom o.e. Willigis Jäger. Und dann schauen wir mal.

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