oben ohne – unten ohne – Wo führt’s hin?

Als die historischen Lebensreformer die „Hüllen fallenließen“ und nackt badeten oder sich sonnten, war dies nicht per se ein gesellschaftspolitischer Akt, sondern reformatorisches Bemühen um die eigene Gesundheit, um das bessere Leben.

Heute haben wir es mit einer anderen Problematik zu tun. Ich habe bereits hier etwas geschrieben und dabei die Entwicklung im Sinne von Gleichheit und mehr Offenheit bzgl. der Präsentation des eigenen unbekleideten Körpers in der Öffentlichkeit tendenziell begrüßt.

Allein: der große „Oben-ohne-Run“ bleibt aus. The GermanZ zitiert die Sprecherin der Berliner Bäder: oben ohne sonnen war sowieso schon erlaubt. Vereinzelt sieht man Frauen nun oben ohne schwimmen, aber es ist kein großer Trend, und es beschwert sich wohl auch niemand. „oben ohne – unten ohne – Wo führt’s hin?“ weiterlesen

Thema Covid-19 hier im Blog (2020-2021)

Einer  der Gründe für die Löschung des Blogs im Frühwinter 2022 war, daß ich mich am Thema Covid-19 „festgefressen“ hatte. Ich warf gefrustet zuviele kleine Schnipsel ins Blog und verwässerte das eigentlichen Thema. Hinzu kam der Frust über mein „Einknicken“ hinsichtlich der Gentherapie. Ich will / muß das Kapitel abschließen, daher hier eine Auflistung der nicht gelöschten, z.T. überarbeiteten Beiträge zum Thema:

Erstmalig ging ich in "Corona-Virus und Lebensreform" im April 2020 eher jovial auf die Frage ein, wie die historischen Lebensreformer wohl auf Corona reagiert hätten - Stichwort: "Alltagsmaske" als Reformkleidung. Ich konnte nicht vorhersehen, was folgen sollte. 
Das Nachdenken über das "Verlorne Jahr" (September 20) war dysphorischer: 2020 fühlte sich wie ein verlorenes Jahr an, v.a. wegen ausgefallener Reisen, und mir fehlte die Perspektive: Wann "geht" Covid-19 wieder? Was kommt dann?
Sodann fragte ich im November 2020, ob überhaupt "eine andere Politik wählbar ist". In diesem Land fühlte es sich nach Meinungsdiktatur an. Mittels Lockdown soll Gehorsam antrainiert werden, was beim sprichwörtlichen deutschen Untertanengeist einfach sein dürfte.
In "Die Luft zum Atmen" thematisierte ich im gleichen Monat, wie die Wut zur Angst wird, wie sich die Frage nach einem Impfzwang in den Vordergrund stellte. Wie würde ich in meinem Berufsfeld weiterarbeiten können, wenn ein Impfzwang käme? Das Gefühl, "das ist nicht mehr mein Deutschland", überwog.
Unter dem Titel "Corona-Finale" sprach ich im Dezember 2020 von surrealen Umständen, von Fassungslosigkeit angesichts dessen, was ich beobachtete. Ich fragte überspitzt, ob wieder die Zeiten kämen, in denen morgens früh anonyme, abgedunkelte Autos Nachbarn "abholten", um sie zur Zwangsimpfung zu fahren. Gab es zuvor in der Bundesrepublik eine übergriffigere Regierung?

Zentral ist für mich der Text von Juni 2021 "Corona - ich bin raus! Ein kleines Manifest..." Ich fragte, worauf ich mich ausrichten müsse in "Zeiten der Pandemie" - auf das "gute Leben", Reisen, wenn es möglich ist, die Religion.

In "Wartet, bis der Herbst kommt" klang ich sehr desillusioniert, sprach von den Daumenschrauben - und kurz darauf mußte ich im September 21 eingestehen: Ich habe kapituliert. Aus verschiedenen Überlegungen und Zwängen heraus habe ich mich für die "Gentherapie" entschieden/entscheiden müssen(?). Eine große private Niederlage.

Daß ich nach zwei Gentherapie-Spritzen 2021 bereits im Frühjahr 2022 nicht mehr ohne Zusatz-Test im Fitneß-Studio trainieren oder im Gesangverein singen durfte, darüber habe ich gar nicht mehr geschrieben. Es war dann alles gesagt. Aber jeden einzelnen Tag – auch heute noch – denke ich an meine Kapitulation mit einer Spannbreite zwischen Verwunderung und Selbstverachtung.

Note to self: Wenn das nächste Virus da ist, lieber Themen sammeln und dann wenige, längere Artikel mit fundierten Aussagen schreiben.

Thema Querdenker und Lebensreform hier im Blog (2021-2022)

Ein Thema vor vorübergehender Löschung des Blogs war die mutwillige Verknüpfung von heutigen „Querdenkern“ mit Protagonisten und Themen der historischen Lebensreform. Was ich dazu ab Dezember 2021 geschrieben habe, ist hier noch einmal in Kürze verlinkt:

Erstmalig schrieb ich im Dezember 2021 nach einem SPIEGEL-Artikel darüber, daß v.a. zwei Autoren – Andreas Speit und Steffen Greiner – offenbar die sogenannten Querdenker auf die historischen Lebensreformer rückbeziehen. In „Querdenkende Lebensreformer?“ griff ich das erneut auf, ebenso in „Wenn’s Greinert und Speit„, kurz und ohne eigene Gedanken zu formulieren.
Zunächst setzte ich mich dann mit Speit auseinander und schrieb zu seinem Buch eine Kurzrezension.
In drei Teilen befaßte sich der Österreichische Rundfunk (Ö1 Radiokolleg) zwischenzeitlich mit dem gleichen Thema, worauf ich Teil für Teil kritisch einging.
Nach langem Ringen mit mir (solche Lektüre führt gern zu Magenbeschwerden und hohem Blutdruck) folgte der Text zu Greiner.

Abschließend arbeitete ich heraus: Es gibt keine dritte Lebensreformbewegung. Damit ist aus meiner Sicht erstmal alles gesagt.

Urlaubspläne 23: Athos und Backpacking auf Kreta

Die Corona-Maßnahmen sind an Ostern ausgelaufen – man soll es kaum für möglich halten… Von den bekannten Maßnahmen – vom Wegsperren der Menschen bis zu quasi-faschistoidem Anprangern Ungeimpfter – hat mich die Einschränkung der Reisemöglichkeiten am meisten getroffen. Wir haben ca. 300€ durch eine Absage in Südfrankreich verloren; der Camino mit meinem Sohn im Sommer 2020 – es war der Beginn der Vía del Plata geplant – konnte wegen gekündigten Flügen nicht stattfinden. Ich stelle das Reisen in diesem Beitrag heraus, ohne den Rest „hintanzustellen“. In meinem kleinen „Manifest“ hatte ich vom Guten Leben gesprochen. In den Wintermonaten habe ich mir in Evernote ein Notizbuch eingerichtet, das genau diese Bezeichnung trägt: Gutes Leben.

Unter Gutem Leben verstehe ich ein Wohlergehen von Körper und Geist. Die Themen sind doch sehr unterschiedlich, aber für mich Facetten des angestrebten Ideals. Neben Epikur  steht eine Konzeption für Work&Travel, neben Anarchismus das Erlernen der griechischen Sprache, neben Minimalismus der für Mai geplante Handpan-Kurs – alles abgerundet von meinen Playlists „Nude on the Beach„, New Age, Notizen zu Ernährung und Reiseplänen. „Urlaubspläne 23: Athos und Backpacking auf Kreta“ weiterlesen

Neuer Skywalk auf Rügen

Über dem Königsstuhl auf Rügen, dem größten Kreidefelsen Deutschlands, wurde nun ein sogenannter Skywalk eröffnet, der einen ellipsenförmigen, 185m langen Rundweg anbietet (Info NDR).
Hintergrund ist die Erosion an den Kalkfelsen. Bereits im September wurde die Aussichtsplattform auf dem Königsstuhl für Besucher endgültig geschlossen. Das ist m.E. ein scharfer Einschnitt in die Attraktivität des Nationalparks, so daß am fast 9 Millionen teuren Skywalk gearbeitet wurde. Dieser führt nur zum Teil über den Felsen und bietet vermutlich nicht die gleiche Aussicht wie der Blick von der früheren Aussichtsplattform. Immerhin – Kritik bei so vielen Skywalk-Projekten – ist die Installation gut in die Kulisse integriert und „verschandelt“ die Küstenlinie nicht.

Hier ein eigenes Bild vom Königsstuhl im Jahr 2015. Weitere Bilder z.B. auf der sehenswerten Seite von Rügen Magic.

7 vs. Wild – Staffel 2

Im Grunde war nach dem überragenden Erfolg der ersten Staffel klar, daß Fritz Meinecke sich die Chance nicht entgehen lassen würde, das Konzept – verändert – fortzuführen. Meinecke, der sich seit dem Ende der 1. Staffel einen bezahlten Kameramann auf seinen Touren leistet, dafür aber nach wie vor ohne Führerschein unterwegs ist, ist Geschäftsmann, das merkt man immer wieder. Doch das ist wohl auch dem Medium „YouTube“ gezollt: wer da nicht mit „content“ ständig präsent ist, wird vergessen. Über die Vorbereitungen zu 7 vs. Wild 2.0 berichtete er auf seinem Live-Kanal. Die Serie, deren 3. Staffel gerade angekündigt wurde, hat eine eigene Wikipedia-Seite bekommen.

Ich habe diese 2. Staffel von der Ankündigung bis zur letzten Episode verfolgt und möchte kurz dazu eine Einschätzung abgeben. Aktuell hat Meinecke einen eigenen 7-vs.-Wild-Kanal auf YouTube erstellt, wo nun „Uncut“-Videos der Teilnehmer hochgeladen werden. „7 vs. Wild – Staffel 2“ weiterlesen

Lebensreform in der Schweiz – 2 Bücher

Ich hatte vor längerem auf eine Lebensreform-Ausstellung in der Schweiz hingewiesen und die Kuratoren Locher und Rindlisbacher erwähnt. In einer HSozKult-Rezension wird nun das Buch „Lebensreform in der Schweiz (1850-1950)“ mit Untertitel „Vegetarisch essen, nackt baden und im Grünen wohnen“ besprochen.
Es heißt dort, Rindlisbacher habe sich der Kernzeit der Lebensreform angenommen, während seine Kollegin Locher in ihrem Werk „Natürlich, nackt, gesund“ auf die Zeit ab 1950 eingeht. Beide Werke sind die Dissertationen der jeweiligen Autoren. Neuigkeiten finden sich auch auf Lebensreform-Zeitgeschichte.ch.

Hier findet sich die Besprechung von Rindlisbachers Buch, hier die von Lochers.

Nachtrag April 23: Rindisbachers Buch wurde von Wedemeyer-Kolwe rezensiert. Es ist von der Verlagsseite aus kostenlos als eBook herunterladbar.

Dicke Luft auf dem Darß

Im sogenannten Regenbogen-Camp bei Prerow haben 65 Dauercamper eine Kündigung und die Aufforderung erhalten, ihre Wohnwagen bis zum Jahresende aus den Dünen zu entfernen. Doch das ist lt. BILD-Bericht nur der Anfang: es sollen bis zu 400 Plätze wegfallen, die lt. Land nicht „nationalparkkonform“ sind. Weitere Infos und eine Kurzvorstellung des Rentners, der dagegen eine Petition eingereicht hat bei BILD.

Neuerscheinung: Lichtwärts! (C. Wagner)

Der Verlag Regionalkultur hat seinen Sitz nahe Bruchsal in Baden-Württemberg. Das Buch des Monats Oktober befaßt sich mit der Lebensreform im „Südwesten“. Autor ist Christoph Wagner. Er befaßt sich in dem Werk mit Lebensreform, Jugendbewegung und Wandervogel, die als die „ersten Ökos im Südwesten“ bezeichnet werden. Der im Untertitel angegebene Zeitraum ist 1880 bis 1940. Laut Verlagsinfo (o.a. Link) zeichnet der Autor das Bild dieser Bewegungen, wobei auch die „düsteren Seiten“ (z.B. Rassismus) nicht ausgelassen würden. Ich bin sehr gespannt und werde das Buch im Winter 22/23 rezensieren.

Das gebundene Buch umfaßt 280 Seiten mit 235 Abbildungen; es kostet 34,80€. (Das Bild wurde der Presseinfo des Verlags entnommen.)

Nachtrag 8.11.22: achtminütiges Feature des SWR zum Buch und Thema