7 vs. Wild – Staffel 2

Im Grunde war nach dem überragenden Erfolg der ersten Staffel klar, daß Fritz Meinecke sich die Chance nicht entgehen lassen würde, das Konzept – verändert – fortzuführen. Meinecke, der sich seit dem Ende der 1. Staffel einen bezahlten Kameramann auf seinen Touren leistet, dafür aber nach wie vor ohne Führerschein unterwegs ist, ist Geschäftsmann, das merkt man immer wieder. Doch das ist wohl auch dem Medium „YouTube“ gezollt: wer da nicht mit „content“ ständig präsent ist, wird vergessen. Über die Vorbereitungen zu 7 vs. Wild 2.0 berichtete er auf seinem Live-Kanal. Die Serie, deren 3. Staffel gerade angekündigt wurde, hat eine eigene Wikipedia-Seite bekommen.

Ich habe diese 2. Staffel von der Ankündigung bis zur letzten Episode verfolgt und möchte kurz dazu eine Einschätzung abgeben. Aktuell hat Meinecke einen eigenen 7-vs.-Wild-Kanal auf YouTube erstellt, wo nun „Uncut“-Videos der Teilnehmer hochgeladen werden.

Setting: „Tropische Insel“ klang sehr gut, gerade im Vergleich zu Schweden aus der ersten Staffel. Wer dann – wie ich – lange Traumstrände mit weißem Sand und Palmen erwartete, wurde eines besseren belehrt. Steiniger Strand, stark wechselnde Tidenstände, undurchdringliche Wildnis.
Das führte dazu, daß die Teilnehmer am Strand blieben (und erleben mußten, wie ihre Shelter weggespült wurden). Wer Angel-, Jagd- und Kochvideos erwartete, wurde enttäuscht. Zudem hat die Insel Isla de san José (und nicht nur die) ein Problem mit chemischen Kriegsaltlasten und massenhaft angespültem Müll.
Der Hype um die schröcklich gefährlichen Krokodile erwies sich eher als Zuschauer-Köder.

Kandidaten: Die Spannbreite variierte mehr als bei Staffel 1. Vom Ex-Berufssoldaten bis zum Entertainer und Gaming-Influencer war es weit gefächert.

Wildcard: Hier gab es wohl die größte Kritik von der ‚Fanbase‘. Jeder Mensch konnte sich per Video bei Meineckes Team bewerben, aber ausgewählt wurde Joris, dessen Bewerbung ziemlich flach war. Mit seinem Biologie-Wissen sollte er u.U. Ersatz für den abgesprungenen Robert Marc Lehmann sein. Ich habe selbst um die 20 Bewerbungsvideos geschaut, die alle origineller/besser als das von Joris waren. Meine Vermutung: Meinecke will nicht zuviel starke Konkurrenz haben, ihm soll niemand die Show stehlen, daher ging die Wildcard nicht an einen „Selbstdarsteller“. Deswegen, so RND, durften sich auf die Wildcard auch nur Leute mit unter 10000 Abonnenten bewerben. Aus meiner Sicht ist sie letztlich eine Nullnummer: viel Aufwand der Bewerber und auf Seiten der Organisatoren, alles wie eine Art Lotterie. Und dann der Eindruck: nicht der Beste gewinnt, sondern der „Passendste“ (bis hin zu Spekulationen im Netz, Fritz und Joris seien eng befreundet oder verwandt).

Gegenstände: Hier wurde nun ein Tier-System eingeführt, bei dem jeder Kandidat auf der Basis seines Outdoor-Wissens die Anzahl der Gegenstände freiwillig festlegen konnte. So nahmen Meinecke und Otto „Bulletproof“ nur einen einzigen Gegenstand mit, während „Knossi“ die sieben Gegenstände ausreizte. Die anderen Personen plazierten sich dazwischen. Das System wurde stark kritisiert, wozu Fritz in diesem Video Stellung genommen hat. Lt. seiner Aussage befürworteten aber ca. 2/3 der Fans die neuen Regeln.

Meine Eindrücke: Von den Kandidaten war ich von Knossi völlig überrascht. Der schaffte es mit großem Durchhaltevermögen und Entertainer-Geist das Publikum für sich zu gewinnen – er hatte aber auch 7 Gegenstände (inkl. Zigaretten) und konnte gemütlich in der Hängematte chillen.
Die Wildcard Joris wurde für mich zur „blank card“ – mit ihm konnte ich gar nichts anfangen. Manch einer schien seine Air-Time eher zu skippen.

Die Auswahl der Insel, wie oben beschrieben, bedeutete im Grunde, daß die Teilnehmer die Zeit absaßen. Einzige wirkliche Challenge war das Alleinsein, weswegen „Starlet Nova“ schon früh abgebrochen hat. Beide Frauen sind als erste Kandidaten ausgeschieden, was im Netz z.T. zu sexistischen Bemerkungen geführt hat.
Die Spots der Teilnehmer waren ungleich verteilt. Während Knossi wirklich etwas Sandstrand hatte, waren Otto und Fritz an Steinstränden. Fritz kämpfte mit den vielen Mücken, was andere Teilnehmer so nicht hatten. Er war zu Anfang sehr enttäuscht von seiner Aussetzstelle.

Der massenhafte Müll wurde von allen Teilnehmern genutzt. Viele Zuschauer, so liest man aus den Kommentaren heraus, hätten sich „paradiesischere Zustände“ gewünscht. So wurde man eben in einer Unterhaltungssendung mit der Nase darauf gestoßen, wie der Mensch mit der Erde umgeht.
Daß Otto dann erklärte, ihm mache der Müll zu schaffen, daher wolle er nichts anrühren und keine Kokosnüsse essen, war wenig nachvollziehbar. Er hat als „alter Militär“ das Notwendige gemacht und den Rest ausgehalten und abgesessen – was ihm immerhin nach Punkten den Gesamtsieg einbrachte.

Sehr schauenswert ist das (lange) Fazit-Video von EinMannimWald. Kritik aus Sicht des Survival-Experten übte Joe Vogel auf seinem Kanal. Wer Survival erwartete, der wurde enttäuscht. Genau das war aber auch die Antwort von Meinecke auf die Kritik, die Staffel sei zu langweilig. Die Zuschauer, so zitiert ihn InGame, hätten durch Formate wie Bear Grylls zu hohe Erwartungshaltungen im Hinblick auf Action und Techniken. Hier sei aber „die Realität“ abgebildet worden – und da, so denke ich, muß Fritz sich eben auch sagen lassen, daß 7 Tage Absitzen sicher Realität ist, aber auch nicht so unterhaltsam.
Generell waren mir die einzelnen Folgen, gerade weil so wenig passierte, viel zu lang. Häufig habe ich ganze Minuten übersprungen, weil auch die Schüsse 5 bis 8 mit Behelfsbogen das Ziel nicht trafen.
Ohne die Tagesaufgaben wäre das alles noch viel langweiliger geworden.

Zum Glück haben die Teilnehmer das mit ihrer Art, ihr Dasein auf der Insel zu filmen und zu kommentieren, zum Teil wieder rausgerissen. Knossi war der „König der Insel“, auch wenn Otto gewonnen hat; auch Sascha hat mir gut gefallen.

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