Vorbereitungen (CF2)

[Die Seite ist Teil des Berichts über meinen Camino Francés 2015.]

Spanisch:
Es wird empfohlen, ein wenig Spanisch zu lernen, wenn man auf dem Camino Francés unterwegs sein will. Nicht nur finden die Einheimischen es schön, wenn man ein paar Worte in ihrer Sprache sprechen kann, es gibt auch kleinere Dörfer, in denen man mit Englisch nicht wirklich weit kommt. (Und wo auch niemand auf einen 50€-Schein rausgeben kann…)
Nachdem ich vor 20 Jahren bereits gut 2 Jahre lang Spanisch gelernt hatte, griff ich dies nun wieder auf, merkte aber bald, daß ich mit „Selbstlernen“, also konkret dem Langenscheidt-Kurswerk „Spanisch mit System“ nicht weiterkam. Das Lernen geht dabei oft im Alltagsstreß unter, so daß ich mich bei der hiesigen VHS für einen Anfänger-Kurs anmeldete, den ich dann zwei Semester lang besucht habe. Dieser Kurs gab mir noch einmal die – v.a. auch praktischen – Grundlagen, um in einfachen Situationen sprechen zu können. Zum Austausch über die Weltpolitik (Taxifahrer in Santiago: Was denken Sie über den VW-Abgasskandal? Ich: No puedo decirlo en Español…) reichte es natürlich nicht.
Nach dem Jakobsweg habe ich mit dem schönen Audio-Kurs von Academia España (ein weiterer toter Link im Jahr 2022) weitergemacht, einem reinen Sprach-Kurs – auf die Schrift wird nicht eingegangen.

Schuhwerk: Auf Bildern vom Jakobsweg aus den 80ern dominieren oft noch schwere Wanderschuhe, während man heute gern auch in Flipflops unterwegs ist. Doch was ist für mich richtig? Das galt es herauszufinden. Hier ließ ich mich leider etwas von den Diskussionen in den Foren beeinflussen hin zu leichten, halbhohen Schuhen. Die dann gekauften Keen Marshall Mid (links im Bild) waren ein totaler Reinfall: Zum einen hält die Membran nicht, was versprochen wird, so daß ich selbst bei kühlen Temperaturen feuchte Füße bekam, zum anderen konnte ich für mich herausfinden, daß ich definitiv nicht mit so weichen, flexiblen Sohlen 800km gehen könnte.
Ich habe dann noch von Lowa einen Halbschuh gekauft, einen sogenannten „Speed-Hiking-Schuh“, den Lowa Innox GTX Lo (Bild links). Das ist ein recht schwerer Schuh, was man ihm gar nicht so ansieht, daher auch mit starrerer Sohle als der Keen. Aber auch damit wurden 25km für mich zu einer unangenehmen Sache. (Ich habe den Schuh aber behalten und nutze ihn nach wie vor.)
Ein Freund, mit dem ich längere Wanderungen machte, riet dazu, doch in meinen alten Lowa Tibet GTX, also in Trekkingstiefeln, die ich seit neun (!) Jahren eingelaufen hatte, zu gehen.
Ich zog sie für die nächste Wanderung wieder an, fühlte mich „sauwohl“, ließ sie von Lowa für ca. 70€ generalüberholen inkl. neuer Sohle – und das war für mich die passendste Lösung. 800km in den Tibet ohne auch nur eine Blase – das war Wohlbefinden (für mich und die Füße) pur.

Trainingswanderungen:
Ursprünglich habe ich auf Tagesetappen (in Spanien) von ca. 25km hin geplant. Ich habe mir dann eine Tour hier von unserer Haustüre aus über ca. 50% dieser Länge (~13km) herausgesucht, die ich dann mehrfach mit Rucksack, den Lowa Tibet, meinen Nordic-Walking-Stöcken (s.u.) ohne Pausen und ohne Verpflegung gewandert bin; Ausnahme: Wasser an sehr heißen Tagen. Sinn der Übung sollte sein, meinen Körper darauf vorzubereiten, daß er (theoretisch) ohne Pause und Nahrung die Hälfte einer von mir so definierten Standardetappe gut und zuverlässig bewältigt.
Nebenbei habe ich mit einem Freund alle anderthalb Monate eine längere Tour gemacht, die meist zwischen 25 und 34km lag. Hier ging es darum, die eigene Grenze auszutesten – und wieder kam ich auf die 25km zurück, die eine gute Distanz darstellen. Über 25km macht der Körper mehr Probleme, es gibt mehr Muskelkater. Natürlich ist eine Tageswanderung durch Wald und Felder etwas ganz anderes als das Pilgern auf dem Jakobsweg, wo überall Bars zum Rasten einladen. 25km bewältigt man leicht, wenn man mal in Spanien ist.

Rucksack:
Ich hatte einen Deuter Guide 35+, einen robusten Alpinrucksack, der aber knapp 2kg leer wiegt. Zwar wollte ich nicht allzu viel Ausrüstung neu kaufen, aber ein leichterer Rucksack sollte es sein. In Foren wurde oft die Marke Osprey empfohlen, so daß meine Wahl auf den Exos 48 fiel, der tatsächlich, trotz seiner Größe, knapp unter 1kg wiegt. Auffälligstes Merkmal ist die trampolinartige Netzstruktur, die am Rücken anliegt. Zwischen dieser und dem Rucksack ist ein Abstand, der die Luftzirkulation ermöglicht. Dies habe ich mir in genau dieser stabilen Ausführung immer gewünscht. Der Preis dafür ist das namensgebende „Exoskelett“, also außenliegende Alustangen, dezent abgedeckt. Ich will nicht alle Vorzüge hier auflisten, das kann man auf der Seite des Herstellers nachlesen. Das Hauptfach ist nicht unterteilt und nicht von der Seite zugänglich, das ist m.E. noch erwähnenswert. Sinnvoll sind also Packbeutel in verschiedenen Farben zum leichteren Auffinden. Die Deckeltasche kann komplett abgenommen werden, wenn man noch mehr Gewicht sparen möchte. Darunter ist eine „snowflap“, also eine leichte Abdeckung ohne Taschen.
Der Hersteller hat zwei Straffungssysteme eingebaut: ein rotes Band oben im Hauptfach, das mit Fastexschnalle geschlossen wird, und ein ähnliches System auf der Außenseite des Hauptfaches, bei dem das Netzaußenfach angezogen wird. Trotzdem beult sich der Rucksack bei wenig Beladung im unteren Bereich unschön aus, was mit dem sehr dünnen Gewebe zu tun hat.
Generell war mir nach den ersten Tragestunden klar: so einen bequemen Rucksack hatte ich noch nie! Nach 800km auf meinem Rücken kann ich das nur noch einmal unterstreichen. Es gibt keine Kritik am Rucksack, er war für mich perfekt. Einzig die Größe könnte ich verändern, das heißt es müssen nicht 48 Liter Inhalt sein, um die 40 reichen für den Jakobsweg aus. (Ich glaube, es gibt einen Exos 38.)

Wanderstöcke:
Seit meinem „Ausflug“ vor ein paar Jahren ins Nordic Walking habe ich bei allen Wanderungen Nordic-Walking-Stöcke dabei. Ich mag sie v.a., weil sie schlanker und leichter sind als die üblichen Trekkingstöcke und durch die Handbewegungen der Blutfluß in den Armen angeregt wird. In Spanien haben mich die Leki Smart Traveller Carbon begleitet. Wichtigstes Kriterium war: die Stöcke müssen im zusammengeschobenen Zustand in den Rucksack passen, da ich bereits beschlossen hatte, per Flugzeug anzureisen. Die Traveller passen genau in den oben beschriebenen Rucksack. Sie sind aus Aluminium (oberes Stockteil) und Carbonfaser (untere Teile), haben als Handbefestigung das geniale Trigger-Shark-System, das ich nicht mehr missen möchte. Dazu kommt eine anpassbare Spitze, die „Smart Tip“. Man kann dabei das Gummiprofil hochschieben, so daß eine Spitze für mehr Halt zum Vorschein kommt. Aus meiner Sicht haben sich diese Spitzen nicht bewährt: sie verschmutzen schnell und sind dann nur noch schwer zu verschieben. Die Verschraubung / Einstellung der Stöcke geschieht über das „Super-Lock-System“, ein recht unauffällig in den Stock integriertes. Aber auch das hat ein paar Tücken: der Mechanismus tendiert zum Verklemmen, zudem muß man bei den nur in einer Richtung nutzbaren Smart-Tips immer solange drehen und korrigieren, bis man die richtige Einstellung hat.
Leki konnte mir vor dem Jakobsweg nicht sagen, wieviele Kilometer ein Satz „Pads“ aushält – ich kann es jetzt sagen: die 800km Camino Francés sind auf jeden Fall „drin“, man muß keine Ersatzspitzen mitnehmen.
Die Stöcke haben mich zuverlässig begleitet, sind nach dem Camino kaputtgegangen (Spitze abgebrochen) und wurden durch andere ersetzt: reguläre Spitze und einfacheres Klemmsystem.

Schlafsack:
Der Schlafsack kann leicht und dünn sein, es sei denn, man plant eine Winter-Pilgerwanderung. Ich habe mir den Deuter Dreamlite 500 L ausgesucht, der mit 700g der schwerste Gegenstand im Rucksack war bei kleinem Packmaß (30x13cm). Der Komfortbereich liegt bei ca. 10°C. Bei meiner Wanderung im September / Oktober 2015 habe ich nur an zwei oder drei Tagen etwas gefroren – und entsprechend dickere Kleidung im Schlafsack getragen; ansonsten paßte alles.
Nachtrag 2017: Einen ähnlichen Schlafsack mit fast identischem Gewicht und Komfort-Werten habe ich nun für meinen Sohn gekauft, den Relags / Robens Far Away 700.

Zweitschuhe:

Der Trend geht zum Zweitschuh… 😉
Im Ernst: Wenn man nach der Tagesetappe ruht oder noch ein wenig im Ort unterwegs ist, will man nicht unbedingt mehr die schweren Wanderschuhe anziehen. Das ist bei Leuten, die gleich den ganzen Tag in Turnschuhen herumlaufen, natürlich egal. Ich wollte einen leichten Zweitschuh für Besichtigungen usw., dann aber auch eine Alternative für „versiffte“ Duschen. Zunächst dachte ich an Outdoor-Sandalen für beides, dann fand ich es aber doof, mit Schuhen, die ich in der Stadt trage, auch duschen zu gehen – das ist für andere, die barfuß duschen, nicht OK.
Also habe ich ganz leichte Laufschuhe mitgenommen (Asics Gel Lyte 33, rechts im Bild) und noch leichte Badeschlappen von Crocs. Die Badeschlappen transportierte ich in einer Plastiktüte und verwendete diese auch als Sitzunterlagen z.B. auf nassen Bänken.

Letztlich schraubte ich solange an meiner Packliste, bis die gesamte Ausrüstung 11,7kg wog. Darin mit 2kg führend die Lowa Tibet GTX (in Größe 48), dann mit 1kg der Rucksack, dann mit 700g der Schlafsack. Ungefähr verteilte sich das auf 4kg „am Körper“ (inkl. der Nordic-Walking-Stöcke) und knapp 8kg auf dem Rücken. Dazu kam dann meist noch 1l Wasser und etwas zu essen, aber mit knapp 10kg auf dem Rücken kann ich sehr gut laufen.
Die Packliste ist nun hier zu finden (Beitrag 4 dieser Reihe).

 

Nachtrag:

Was kostet(e 2015) ein Camino?
Das hängt davon ab, wie komfortabel man unterwegs sein möchte, und es fängt bereits bei der Anreise an, wozu ich jedoch nicht viel schreiben möchte, weil das ja sehr individuell ist. Meine zwei Hinflüge (Frankfurt – Madrid – Pamplona) kosteten ca. 200€, der Rückflug 100€.

Man kann mit 30€ am Tag hinkommen, wenn man so rechnet: Übernachtung in einer üblichen Pilgerherberge (zwischen 5 und 15€, meist ohne Frühstück), abends ein Pilgermenü (meist um 10€) und dann bleiben 10€ für sonstige Dinge, z.B. ein Bocadillo, ein kleines Frühstück, den Kaffee zwischendurch, Eintritt.
Bei den typischen 33 Etappen (Camino Francés nach dem englischen Führer von Brierley) komme ich dann auf 990, also rund 1000€. Also ein Monat essen, schlafen, leben für 1000€. Das klingt nach „viel“, aber man sollte sich vor Augen halten, daß wir über eine vier- bis fünfwöchige „Auszeit“, ja Urlaub, reden.

Wer komfortabler wohnen will (kleine Pensionen, Hostals…) zahlt 20-30€ pro Nacht.

[Hier geht’s zum Folgebeitrag.]

[Hier geht’s zur Übersichtsseite Camino Francés 2015.]

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