[Die Seite ist Teil des Berichts über meinen Camino Francés 2015.]
Wer am Ende der Pilgerreise in Santiago de Compostela eine Urkunde, die Compostela, erhalten will, der muß seine Wege dokumentieren, wozu ein Pilgerausweis dient, die Credencial. Für die Compostela muß man nachweisen, daß man als Fußpilger mindestens die letzten 100km zu Fuß bis Santiago gelaufen ist (oder auch per Pferd), bei Radpilgern sind es 200km. Der Nachweis erfolgt per Stempel, den man in Herbergen, Kirchen, Cafés usw. erhält.
Der Pilgerausweis wird von der Kathedrale von Santiago herausgegeben; man bekommt ihn in den größeren Orten am Weg, in den typischen Startorten (St. Jean…), aber auch von den jeweiligen Jakobusgesellschaften im Heimatland. Meinen Ausweis erhielt ich von der Deutschen St.-Jakobus-Gesellschaft. Er ist mit meinen Daten ausgefüllt und enthält als ersten Stempel den der Gesellschaft – der nächste Stempel würde dann im Pilgerbüro von St.-Jean-Pied-de-Port hinzukommen – oder in der Heimatpfarrei, wenn man dort verabschiedet wird.
Die Credencial ist aber nicht an ein Bekenntnis gebunden, während es bei der Urkunde am Ende der Pilgerreise zwei Varianten gibt: die eigentliche Compostela, die christliche bzw. religiöse Version, bestätigt, daß man die Kathedrale von Frömmigkeit getrieben, ehrfürchtig besucht hat („pietatis causa, devote visitasse“). Dabei wird der Vorname des Pilgers latinisiert, soweit man ihn in den Listen findet; aus Volker wurde bei mir „Fulcherum“, meine Mitpilgerin Shelley blieb Shelley. 🙂
Dann gibt es noch eine nichtreligiöse Variante, die nur bescheinigt, daß man eine „kulturelle Wallfahrt“ unternommen hat. Zudem soll es noch ein Certificado de Visitación geben, auf dem nur der Besuch der Kathedrale bescheinigt wird. Um die Verwirrung noch zu steigern: es gibt auch noch eine „Streckenurkunde“ (Certificado de distancia), die die gepilgerten Kilometer ausweist.
Mit Credencial erhält man ein Bett in den traditionellen Pilgerherbergen – und oft auch Ermäßigungen z.B. beim Besuch von Kirchen oder Museen, die Eintritt kosten. Als Einzelpilger soll man Gruppen vorgezogen werden, und als Fußpilger soll man Vortritt vor Radpilgern haben, die üblicherweise erst ab 18 Uhr in noch nicht volle Herbergen eingelassen werden. (Das ist heute leider meist nicht mehr so.)
Man liest gelegentlich, daß man ein Empfehlungsschreiben, eine „carta de recomendación“, mitnehmen soll, z.B. vom heimischen Pfarrer ausgestellt. Das ist heute definitiv nicht mehr nötig, allerdings hat mir die besagte Jakobusgesellschaft dieses Schreiben ausgestellt.
Der in Französisch und Spanisch verfaßte Text bedeutet sinngemäß: Ich befinde mich auf Pilgerschaft nach Santiago de Compostela. Man solle mir helfen, z.B. durch Vermittlung von Unterkunft oder Informationen. Man solle mir als Nachweis Stempel gewähren. Abschließend findet sich ein Segenswunsch.
Und so sieht die Credencial (bzw. die zwei Exemplare, die ich benötigte) am Ende der Pilgerreise aus:
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3 Gedanken zu „Pilgerausweis und Compostela (CF3)“
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