Ein sinnerfülltes, gutes Leben

„So war die Lebensreform nicht das gänzlich andere der Moderne und auch keine reine Gegenwelt zur wilhelminischen Gesellschaft. Dass sie über sich selbst lachen konnte, zeugt indes davon, dass sie zumindest in Teilen in der Lage war, sich über sich selbst aufzuklären – eine Fähigkeit, die man auch allen gegenwärtigen Lebensverbesserern und Sinnsuchern nur wünschen kann, denn auch wenn die Lebensreform Geschichte ist: Ihre große Frage, wie der Mensch unter den Bedingungen der sich beschleunigenden Moderne ein sinnerfülltes, gutes Leben leben kann, ist heute so aktuell wir vor mehr als hundert Jahren.“

[Joachim Radkau, in: ZEIT Geschichte – Anders leben (2013)]