Floreana – Die „Galapagos-Affäre“

Im Zusammenhang mit dem Hoaxilla-Beitrag über die Lebensreform bin ich auf das „Floreana-Drama“ gestoßen. Es ist ein Siedlungsversuch auf einer der südlichen Galapagos-Inseln gewesen, der 1929 – schon recht spät für die „klassische Lebensreform“ – begonnen wurde. Die einzige Person, die von dort nach Deutschland zurückgekehrt ist, Dore Strauch, beschrieb die zurückliegende Zeit mit der Formulierung „Als der Satan nach Eden kam“.

Strauch und Dr. Friedrich Ritter, die beide in Deutschland ihre Ehepartner verlassen hatten, waren als Erste nach Floreana gekommen. Es gab weltanschauliche bzw. persönlichkeitsbezogene Spannungen zwischen beiden. In der Presse erregten sie Aufsehen dadurch, daß sie sich wohl vorab alle Zähne hatten entfernen lassen, weil es auf Floreana keine anderen Siedler – und keine Zahnärzte gab.
Später kam die Familie Wittmer hinzu, die von Ritter eher feindselig behandelt und ferngehalten wurde.
Zu kippen drohte diese Situation, als die „falsche Baronin“ Eloise Wagner de Bousquet mit zwei Geliebten auf der Insel auftauchte und diese quasi in Beschlag nehmen wollte. Zwischen Letzteren gab es Eifersucht, aber auch Konflikte zwischen den Dreien und Wittmers. Verschärfend kam eine Zeit der Dürre hinzu.
Letztlich – um es kurz zu halten, mehr unter o.a. Wikipedia-Link – verschwand die Baronin mit einem „Lover“ angeblich Richtung Tahiti, aber man hörte nie wieder etwas von beiden bzw. fand auch keine Leichen. Es steht die Vermutung im Raum, daß beide von anderen Siedlern auf der Insel ermordet worden sein könnten.
Auch der andere Geliebte – möglicher Täter? – fand später den Tod durch Verdursten auf einer nahen Insel.

Weshalb ich das alles erwähne? Es gibt einen wirklich gut gemachten, spannenden Film, eine Art Doku-Drama, der diese Ereignisse schildert. Es wird auf Original-Schwarzweiß-Aufnahmen (Bilder und Filme) zurückgegriffen, sowie auf Publikationen / Briefe der Personen, die von Schauspielern vorgelesen werden. Der Film heißt: The Galápagos Affair – Satan came to Eden. Die Filmemacher  Dayna Goldfine und Dan Geller haben ihn 2013 nach fünfjähriger Arbeit vorgestellt. Besonders interessant ist der kurze Stummfilm, in dem die „Baronin“ eine leichtbekleidete „Piratenkönigin“ verkörpert, der auch in die Doku aufgenommen wurde.
Den Film gibt es im deutschen Apple Store für 3,99€ – sehr sehenswert!

Die Bezüge zur Lebensreform sind vielfältig: Ritter und Strauch ernährten sich vegetarisch; sie lebten wohl überwiegend nackt, wenn keine Besucher da waren. Sie waren klassische Siedler, die vom Ackerbau lebten. Tragischerweise starb Ritter wohl im Zuge der Dürre am Verzehr von eingelegtem Hühnerfleisch (auch hier besteht der Verdacht, daß Strauch „nachgeholfen“ hat).
Ein Großneffe Ritters erwähnt, daß jemand, der Probleme hat und damit ins  (irdische) Paradies komme, dort kein Paradies vorfinde, sondern eben seine Probleme. Aus dem Film wird bereits die schwierige Beziehung zwischen Ritter und Strauch und die asketische, harte Persönlichkeit Ritters deutlich. Letztlich wurde aus einem Paradies, das keins war (unwirtliche Insel), eine Hölle durch die Persönlichkeiten, die sich dort versammelten.

Ein Gedanke zu „Floreana – Die „Galapagos-Affäre““

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