[Die Seite ist Teil des Berichts über meinen Camino Francés 2015.]
Ich hätte ja mittlerweile alle Gründe gehabt, bei den Ghostbusters anzurufen … Ich sage nur: Klaus.
Da erzählte der gestern großspurig, er sei mit einem Kumpel auf dem Camino gewesen, sie hätten immer nur in Doppelzimmern, oft im Hotel, übernachtet, weil er es nicht abkönne, wenn soviele Leute im Raum schnarchen. Legt sich um 20:30 Uhr hin, fängt an zu schnarchen und praktiziert die ganze Nacht durch… Die Worte, die ich für Klaus im Rahmen meines Audio-Memos von diesem Tag fand, will ich hier nicht wiedergeben.
6 Uhr allgemeines Aufstehen, sehr schönes Frühstück in dem Aufenthaltsraum der Herberge, 7 Uhr los. Einen der herrlichsten Sonnenaufgänge des ganzen Caminos habe ich heute morgen hier in der Meseta erleben dürfen, was mich für vieles entschädigt hat. Hinter Hornillos ging es stetig bergan; der Schotte Richard holte mich ein und wir gingen bestimmt eine Stunde gemeinsam und sprachen über Gott und die Welt und schottischen Single Malt. Er blieb in Hontanas zurück, um einen Kaffee zu trinken – de facto habe ich ihn nie wiedergesehen. Solche Kurzbekanntschaften mit Menschen, die mir auf Anhieb sympathisch waren, hatte ich einige, interessanterweise alles Iren und Schotten. Aber das ist der Charakter des Caminos, wie auch Mönnich (2014) kurz konstatiert: „Der Jakobsweg. Ein Ort der Begegnungen, aber auch der Trennungen, Verabschiedungen.“
Kaum hat man jemanden kennengelernt, heißt es oft schon Abschied nehmen – und ungewiß ist, ob man sich je wiedersieht. („Dank“ Handy, WhatsApp und Nummernaustausch hat sich das heute wohl ein wenig relativiert.)
Apropos Iren: Ich traf dann auf Shamous und Kate, die allein unterwegs waren, denn, wie ich jetzt erfuhr, waren Joe und seine Schwester bereits zurück nach Irland gereist. Ich hatte den Eindruck, daß Shamous einiges über mich wissen wollte, weil er sehr interessiert nachfragte, auch nach Details, und mich letztlich fragte, wo ich so gut Englisch gelernt hatte. Sicher, wir tauten jetzt etwas miteinander auf, aber Shamous wie auch Kate blieben für mich sehr distanzierte, höfliche, freundliche Menschen, die ich im nächsten Ort, Castrojeríz, zum letzten Mal auf meinem Camino gesehen habe.
So gerne hätte ich mich bei Joe bedankt für die Anregung bzgl. des Findens von Wahrheiten („womöglich hast du schon gefunden und weißt es noch nicht“).
Robin, die mich in Castrojeríz einholte, wußte zu berichten, Shamous und Kate hätten im letzten Jahr einen 20jährigen Sohn verloren, weswegen sie nun auf dem Jakobsweg unterwegs waren. Jetzt fiel mir auf, daß „Distanziertheit“, „Strenge“, auch Trauer bedeuten konnten.
Wo war Shelley, Robins Begleiterin? Nun, sie hatte gestern einen starken roten Ausschlag an den Beinen, der nicht wirklich gut aussah. Es war nicht klar, ob das nur eine Sonnenallergie war oder etwas ganz anderes. Heute morgen war sie anscheinend nicht mit aufgebrochen, sondern hatte sich irgendwie von Hornillos aus in medizinische Behandlung begeben. Dadurch, daß ich die letzten Tage mit Shelley gemeinsam bis Santiago gehen würde, wußte ich später, daß es auch zwischen ihr und Robin kriselte und sie den „Abstand“ des heutigen Tages durchaus und trotz der vermutlichen Sonnenallergie genoß.
Ich kam am Konvent von San Antón vorbei, einem ehemaligen Besitz des Antoniter-Ordens, das 1146 unter König Alfonso VII. gegründet wurde. Die Mönche widmeten sich vor allem der Sorge um die Pilger und der als „Antonius-Feuer“ im Mittelalter bekannten Krankheit, bei der es sich um die Mutterkornvergiftung handelte. Auf einem Schild an den Ruinen des Konvents wird auf das Tau-Kreuz hingewiesen, das hier als Schutzzeichen beschrieben wird. Seit 2002 gibt es in den Ruinen eine einfache Pilgerherberge.
Gleich am Anfang von Castrojeríz, das heißt, wenn man den Blick von der Burgruine, die über dem Ort thront (Castrum Sigerici aus dem 9. Jahrhundert mit römisch-westgotischer Historie), genommen hat, fällt die massive Kirche Santa María de la Manzano auf, die heute in ein Museum umfunktioniert ist. Das mächtige Glasfenster über dem Eingang wurde von einem deutschen Glaser angefertigt. Im Innern findet sich neben einer imposanten Matamoros-Darstellung von Jakobus noch die Kapelle der namensgebenden Maria vom Apfelbaum: die dort zu sehende Marienstatue aus dem 13. Jahrhundert soll in früheren Zeiten wundertätige Kraft gehabt haben. Hier, wie auch später in Villalcázar de Sirga, fragte ich mich beim stillen Betrachten der Marienfigur, ob da etwas dran ist, ob die Figur als solche kraft göttlicher Macht solche Interventionen in der menschlichen Welt bewirken konnte. Doch solange ich auch fragte und den Blick nicht abwendete, schaute die Statue auch mich unbewegt an. Und doch war da eine gespürte „Verbindung“, wie seinerzeit in der in der Einleitung beschriebenen Kirchenruine.
In der Haab-Studie (Lienau 2009) steht die Meseta für „Weitung der Körpergrenzen“, auch Leerung oder Reinigung. Das paßte für mich in dieser Situation. Im Gebet überschreitet der Betende seine Ich-Grenze in bezug auf eine höhere Wesenheit, mit der er sich verbunden oder in der er sich aufgehoben fühlt. Ich glaube, daß ein Kennzeichen dieser „Weitung der Körpergrenzen“ eben auch das Gefühl beinhalten konnte, daß da eine Verbundenheit mit der Marienstatue von mir empfunden wurde.
Während Shamous, Kate und Robin in Castrojeríz eine Herberge suchten, machte ich nur Pause auf einem größeren Platz, um noch meine 10 Kilometer bis Itero laufen zu können. Da setzte sich jemand neben mich: Klaus!
Nie im Leben ist der auf eigenen Füßen bis hierhin gekommen und gleichzeitig mit mir da!
Bei den Dänen gestern konnte ich nicht flüchten, nicht ausweichen. Ich mußte sie auf dem Weg mit mir ertragen. Hier nun eine ähnliche Situation, aber ein wenig frisiert: Wieder wollte ich einer nervigen Situation entfliehen, diesmal rechnete ich mir gute Chancen aus: zweimal 30 Kilometer – adios Klaus, adios Miss Mutig, adios Schneeweißchen und Rosenrot… Nun war Klaus hier, nie im Leben zu Fuß, später er und Missy zur gleichen Zeit wie ich in Sahagún, in León – sie fuhren eindeutig mit Taxi oder Bus, weil sie nicht die gleichen Tagesetappen zu Fuß bewältigten wie ich.
Wie unglaublich naiv war ich zu glauben, ich würde mit dem Feind Auge in Auge – auf Augenhöhe – kämpfen… Er zog einen Trick nach dem anderen aus dem Ärmel und spielte mit mir Hase und Igel. Klaus marschiert als Igel morgens flott los, Miss Mutig ist dann schon als Igelfrau am Ziel und grient: „Ick bün al dor!“
Würde ich das nicht durchschauen, wäre ich – wie der Hase – nach der 74. Etappe (spirituell) tot.
Da fällt mir der im Netz gelesene Spruch ein: „Never argue with an idiot. They will only bring you down to their level and beat you with experience.”
Klaus war kein Idiot, aber mein persönlicher Igel, ja, meine persönliche Heuschreckenplage!
Klar wurde mir, daß hier eine Steigerung zu sehen war: die geschwätzigen Dänen mußte ich ertragen, es ging nicht anders. Klaus und Co. wollte ich nicht ertragen, ich wollte fliehen und konnte es doch nicht.
Vor sich selbst weglaufen… Das war es. Da war ich gedanklich dann wieder in den Pyrenäen an der Herberge Orisson, wo ich doch feststellte, daß ich versuchen müßte, mit mir besser auszukommen, mich selbst besser leiden zu können – eigentlich eine Umschreibung dafür, das eigene Selbst in den Hintergrund treten zu lassen, damit Gott in der Seele aufräumen könne. Das alles war mir bis zur Meseta einigermaßen gut gelungen, fand ich.
Aber ich hatte am Vortag nicht begreifen wollen und bekam nun die Retourkutsche. Eine klare, direkte Reaktion, wie sie viele Menschen auf dem Jakobsweg erleben. Und letztlich bin ich dann doch wieder beim Begriff der Demut. Demut heißt nämlich auch, das eigene Ich soweit zurückzunehmen, daß Platz wird für den Anderen, auch für Gott.
Demut heißt auch, sich lächelnd abzulösen von dem, das mich krank macht, wohlwollend auf das zu schauen, das mich schwächen und verführen will. Im Buddhismus gibt es den Begriff Upadana, deutsch mit „Anhaften“ übertragen. In der östlichen Lehre ist das Anhaften an Vergängliches gemeint, was in den Kreislauf des Werdens und Vergehens führt (Samsara), der ja negativ und als zu überwinden angesehen wird. Wenn ich nicht an den Stressoren in meiner Umgebung hafte, mache ich mich frei von ihrem Einfluß, was meine Seele erhebt – ich kann loslassen.
Loslassen, hier fällt mir natürlich gleich auch der zentrale Begriff Wu-Wei aus dem Daoismus ein, das Nichthandeln. Es geht darum, nicht aktionistisch gegen das Gesetz des Dao (des Urgrundes) zu handeln, sondern Dinge zunächst Geschehen zu lassen, dann spontan aus einer inneren Stille heraus zu agieren, ganz ohne Anstrengung.
Aber wozu soweit im Osten suchen, wenn Ralph Waldo Emerson es so schön auf den Punkt gebracht hat?
„No man can come near me but through my act.” (in: Whelan 1991)
Ich muß zulassen, daß mich Negatives tangiert. Ich darf nicht an ihm haften, sollte es lächelnd ertragen und nach dem richtigen Zeitpunkt für eine angemessene Reaktion suchen.
Lange nach dem Camino habe ich über dieses ganze Unternehmen nachgedacht und über das ständige Fliehen-Wollen vor den unangenehmen Dingen des Lebens. In den ganz dunklen Momenten kam mir auch der Jakobsweg wie Flucht vor, ein Weglaufen vor dem Alltag, vor der Lösung von Problemen. Dann sagte ich mir, das ist falsch, denn du bist nicht am Weg haftengeblieben, sondern zurückgegangen in dein normales Leben, wohin du die Lektionen von hier mitnehmen konntest.
Ich erklärte Klaus, daß ich nun weitergehen würde bis Itero. Kurz unterhielten wir uns über die Bar La Taberna, die Kerkeling so gelobt hatte und wo er sich ins Gästebuch eingetragen hatte, was dem Wirt wohl viel Zulauf vor allem deutscher Kunden beschert hatte. Die Bar müßte hier sein, aber sie war es nicht. Also fragte ich einen Einheimischen, der sagte, es gebe sie nicht mehr…
Rucksack auf, Stöcke in die Handschlaufen einklicken, weiter. Vor mir ragte ein weiterer Tafelberg auf, der Mostelares, dessen steile Flanke von vielleicht 100 oder 150 Höhenmetern jetzt erklommen werden wollte. Ich möchte noch kurz darauf hinweisen, daß die Meseta eine Hochebene ist. Das Örtchen Castrojeríz, das ich jetzt verließ, liegt auf knapp 800m, der zu erklimmende Tafelberg auf knapp über 900m.
Hier machte ich nun einen Fehler, der die dritte Lektion einleitete. Ich hatte mir im Ort eine Dose Bier gekauft, die ich nun am Fuß des Berges trank. Sie war kalt und ich wollte sie ja nicht zum Aufwärmen noch stundenlang mitschleppen. Eine kleine Dose Bier – und weiter.
Mit konstantem Tempo erklomm ich die Höhe, mehrere Pilger überholend. Oben angekommen, bot sich ein fantastischer Rückblick auf Castrojeríz und die Burg. Hier stand auch eines der schönsten Kreuze am Wegesrand von den vielen, die ich sah. Dieses war mit allerlei Bändern, Ketten, Rosenkränzen behangen. Es trotzte dem Wetter und grüßte jeden Pilger, der den Aufstieg gerade geschafft hatte.
Nach einer Zeit des Weges auf der Hochebene kam der Abstieg und damit der Punkt, an dem vermutlich jeder Pilger fotografiert, der Punkt, von dem ich schon so viele Bilder gesehen hatte: der abfallende, lange, kurvige Weg zieht sich fast in die Endlosigkeit am Horizont. Für mich bedeutete dieses Bild immer Meseta. Es war – in der Vorbereitung – das Bild meines Caminos, das ich als Hintergrundbild meines PCs verwendete. Ich stand hier, mir liefen die Tränen übers Gesicht, ich schluchzte und war ergriffen jenseits der Worte, die ich jetzt hier zwecks Beschreibung finden müßte. Wieder einen „Sehnsuchtsort“ erreicht, blieb noch das Cruz de Ferro… und letztlich Santiago.
Die Sonne brannte herab, als ich den Abstieg vom Tafelberg begann, über mir kreisten erneut Geier. Das Bier hatte seine entspannende Wirkung entfaltet, ich war nicht mehr so konzentriert und marschierte in schnellem Schritt bergab, ohne zu bemerken, daß meine Knie das nicht so gut vertrugen. Es sollte hier kein Problem sein, aber eines werden, das mich in den nächsten Tag, in die nächste Woche(n) begleitete.
Nach der Lektion zum Thema Gleichmut und Demut, folgte hier also die zum Thema Alkohol. Ohne Frage benutzte ich zu Hause Alkohol zum Entspannen, wo er doch eigentlich Genußmittel ist, wenn er in Maßen genossen wird. Ich trank gerne Alkohol, auch hier auf dem Camino immer wieder in Maßen ein Bier oder Rotwein. Aber just diese Entspannung „verhalf“ mir nun zu Knieproblemen, die mich zwar nicht am Weitergehen hinderten, aber doch im Rückblick die größte körperliche Einschränkung meines ganzen Caminos darstellten.
Die Botschaft war klar: Dein Umgang (im Alltag) mit Alkohol tut dir nicht gut. Einfacher Satz ohne Geheimnisse, aber manchmal muß man das auf eindringliche Art vermittelt bekommen. Lektion 3 der Meseta.
(Nebenbei: seit zwei Jahren mache ich in der Fastenzeit vor Ostern ein „Alkohol-Fasten“. Das ist leichter, als man denkt – und es bringt ganz viel. Ich fühle mich in der Zeit leistungsfähiger, geistig klarer und spirituell näher an dem, wonach ich suche.)
Heiß wurde es in der nun folgenden Ebene auf den letzten Kilometern bis Itero de la Vega. Manche Pilger zogen sich T-Shirts über den Kopf, eine Neuseeländerin hatte einfach ihren Regenschirm aufgespannt. Auf dem langen, geraden Kiesweg schienen sich alle Pilger wie in Zeitlupe zu bewegen.
Bald wurde das Land fruchtbarer und unversehens stand ich auf einer Brücke über einen breiten Fluß mit üppigster grüner Bewachsung an beiden Ufern. Ich war am Río Pisuerga angekommen, der hier parallel zum Canal de Castilla läuft und zur Bewässerung des Landes beiträgt.
Ich muß gestehen, daß mich der Anblick irritierte: dachte ich doch, ich hätte nun mehrere hundert Kilometer in dieser steppenartigen Umgebung vor mir, aber dem war nicht so. Kurz hinter der Brücke stand eine steinerne Stele, die auf den Beginn der Provinz Palencia hinwies (zur autonomen Region Kastilien und León gehörend).
Am Ortseingang von Itero sprang mir ein Mann in den Weg, der unbedingt auf die freien Betten in seiner Herberge (mit großem Restaurant!) hinweisen wollte. Ich sagte, ich hätte anderswo reserviert. Er: das kann man canceln, schlaf bei uns…
Nee, ich ging weiter, kurz darauf klingelte mein Handy. Die Dame vom „Hogar“ wollte wissen, ob ich denn noch komme, es sei spät; den Rest verstand ich nicht. Ich sagte, ja, klar, bin schon in Itero, 200m vor Ihrem Haus.
Als ich ankam war die Chefin mit einer Pilgerin ins Gespräch vertieft, die offenbar das einzige Einzelzimmer haben wollte, statt mit einem anderen männlichen Pilger, den sie nicht kannte, in einem Doppelzimmer schlafen zu müssen. Nun fragte die Hospitalera mich, ob ich das ja nun für mich reservierte Einzelzimmer (wie gesagt, ich hatte am Telefon ein „Bett“ reserviert) auch haben wolle. Ja, sagte ich, auf jeden Fall. Und so erklärte sie der anderen Dame: nun, ich hätte reserviert, von daher bliebe es dabei, sie müsse ins Doppelzimmer. Ich wäre hier normalerweise flexibler gewesen, hatte Gewissensbisse, aber ich freute mich heute schlichtweg auf dieses Zimmer für mich ganz allein, das erste Mal seit zwei Wochen wieder etwas Privatsphäre.
Also ein bißchen ausgeruht, die kalte Dusche so gut, wie es ging, genossen, dann in den Laden, der zur Herberge Hogar del Camino gehörte. Abendessen bestellt, das die Chefin mir anbot, eine Caña geordert und schön draußen in den Schatten gesetzt, wo es jetzt lebendig wurde. Die alten Herrschaften kamen nach der Siesta aus den Häusern und trafen sich auf der Bank neben mir. Peinlich wurde es, als die Hospitalera mich als den Deutschen vorstellte, der so gut Spanisch spreche… Auch wenn das nicht so ganz den Tatsachen entsprach: man lachte miteinander, das verband mehr als jedes gesprochene Wort. Und hier, im Schatten der Häuser, konnte man gut den Tag ausklingen und Gott einen guten Mann sein lassen.
Das Abendessen war dann – nur für mich; niemand anderes hatte es bestellt, was mich überraschte. Es gab leckeren Thunfischsalat, dann gebratenen Fisch mit Paprika und eine ganze Flasche Wein für mich, die ich theoretisch hätte trinken können.
Auch wieder so eine Sache: eine französisch sprechende Frau aus Kanada kam dann zu mir und fragte, wo es das Essen gebe. Ich sagte ihr, daß man es hätte bestellen müssen, woraufhin sie fluchend abzog. Letztlich redete ich noch ein wenig mit den Frankokanadiern, ging aber früh auf mein Zimmer. Hier nahm ich ein „Selfie“ auf, das – aus heutiger Zeit betrachtet – auf mich seltsam wirkt: ich scheine da wirklich tiefenentspannt gewesen zu sein, das suggeriert der glückliche, fast schon ein wenig verklärte Blick.
Hape Kerkeling (2007) habe ich hier ja schon mal erwähnt. Als sein Buch 2006 erschien, kaufte ich es, weil mir religiös oder spirituell motiviertes Wandern schon damals zusagte, las es aber höchstens zu zwei Dritteln, weil mir Kerkelings Auffassung vom Pilgern zuwiderlief. So oft konnte man doch nicht ernsthaft mit dem Taxi oder Bus fahren… Heute kaufte ich mir das Hörbuch aus einer Laune heraus, um dem Autor noch mal eine Chance zu geben. Fortan hörte ich immer abends im Bett, wie Kerkeling die gleichen Wege gegangen war, über die ich mich nun auch Richtung Santiago „vorarbeitete“.
Übrigens: die Unnachgiebigkeit bezüglich des Einzelzimmers war gut – den anderen Mann hörte ich durch die Wände schnarchen…
So ging ein vielseitiger Tag zu Ende, ein emotionaler Tag.
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4 Gedanken zu „Hornillos del Camino bis Itero de la Vega (CF22)“
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