Dicke Luft auf dem Darß

Im sogenannten Regenbogen-Camp bei Prerow haben 65 Dauercamper eine Kündigung und die Aufforderung erhalten, ihre Wohnwagen bis zum Jahresende aus den Dünen zu entfernen. Doch das ist lt. BILD-Bericht nur der Anfang: es sollen bis zu 400 Plätze wegfallen, die lt. Land nicht „nationalparkkonform“ sind. Weitere Infos und eine Kurzvorstellung des Rentners, der dagegen eine Petition eingereicht hat bei BILD.

Neuerscheinung: Lichtwärts! (C. Wagner)

Der Verlag Regionalkultur hat seinen Sitz nahe Bruchsal in Baden-Württemberg. Das Buch des Monats Oktober befaßt sich mit der Lebensreform im „Südwesten“. Autor ist Christoph Wagner. Er befaßt sich in dem Werk mit Lebensreform, Jugendbewegung und Wandervogel, die als die „ersten Ökos im Südwesten“ bezeichnet werden. Der im Untertitel angegebene Zeitraum ist 1880 bis 1940. Laut Verlagsinfo (o.a. Link) zeichnet der Autor das Bild dieser Bewegungen, wobei auch die „düsteren Seiten“ (z.B. Rassismus) nicht ausgelassen würden. Ich bin sehr gespannt und werde das Buch im Winter 22/23 rezensieren.

Das gebundene Buch umfaßt 280 Seiten mit 235 Abbildungen; es kostet 34,80€. (Das Bild wurde der Presseinfo des Verlags entnommen.)

Nachtrag 8.11.22: achtminütiges Feature des SWR zum Buch und Thema

Es gibt keine dritte Lebensreformbewegung

Ende 2021 wurde ich auf die beiden Autoren Speit und Greiner aufmerksam, weil ich Nachrichten auf das Stichwort Lebensreform filtere. Plötzlich war da die Rede von den Querdenkern, den Coronaprotesten – und der Herkunft aus der Lebensreformbewegung. Speit propagiert eine „dritte Lebensreformbewegung“, also die klassische Epoche erweitert um die Alternativbewegung der 70er/80er Jahre. Greiner greift das auf, sieht aber statt drei Wellen eher eine ungebrochene, typisch deutsche „Traditionslinie“ von der Romantik über die Nationalsozialisten und Querdenker hin zu künftigen Mono-Gesellschaften und Blut-und-Boden-Staaten. (Beide Links gehen zu meinen Eindrücken von diesen Büchern.)

Zugegeben: ich war vor den Kopf gestoßen, fühlte mich angegriffen. Ich beschäftige mich lange mit der Lebensreformbewegung, sie ist mir lieb und wichtig geworden. Natürlich weiß ich um die völkischen Elemente, Rassegedanken und ähnliches – das war aber kein Schwerpunkt in meiner Beschäftigung mit der Lebensreform. Ich habe Surén und Ungewitter im Regal stehen, aber das ist nicht „meine Literatur“, wenn ich an Lebensreform denke. Nehmen wir als Beispiel den Naturismus: mich interessiert die Körperkultur, das gute, sportliche Leben, der Einklang mit der Natur. Gar nicht interessiert mich, ob solche sportlich geformten Körper dann für „rassereine“ Nachkommen stehen. Ist nicht mein Thema.

Und hier kommen nun zwei Autoren, die die Lebensreform auf rechts drehen und sie quasi als Sprungbrett sehen: Wie auch immer man springt, mit Drehung oder rückwärts oder kopfüber – man landet immer im Sammelbecken „Querdenker“ = Rechtsextremismus.  „Es gibt keine dritte Lebensreformbewegung“ weiterlesen

Podcast Stadtmuseum Gera – Lebensreform

Da habe ich eine kleine Perle gefunden! 🙂
Das Stadtmuseum Gera erzählt in auf der Webseite abrufbaren Podcasts Stadtgeschichte(n). Die dritte Folge heißt: „Lebensreform und Freikörperkultur in der Weimarer Republik“ – direkter Link.

Zu Beginn der zwanzigminütigen Sendung erklärt die Museumspädagogin Tabea Hasan die Enstehung der Lebensreform – knapp und solide. Nachvollziehbar werden Adolf Koch und Hans Surén als gegensätzliche Vertreter vorgestellt: Koch mit seiner gut begründeten Nacktgymnastik und ab 1924 eigener Schule, ein klassischer Volkserzieher. Surén mit seinem Männlichkeitskult, der Formung eines „arischen Körpers“ und dem Vorsatz, nur wer gesund und athletisch sei, solle sich nackt zeigen. Koch und Surén gegenüberzustellen ist sehr sinnvoll; das hat mir gut gefallen.  „Podcast Stadtmuseum Gera – Lebensreform“ weiterlesen

Dokumente zur Geschichte der Lebensreform

Das Schweizerische Sozialarchiv hat in Form der Sammlung Peter F. Kopp Dokumente zur Lebensreform archiviert. Beim Reiter „Aktenserien“ habe ich nicht genauer geschaut, was online einsehbar ist. Aber man kann sich drei Filme ansehen, die sich für den Interessierten lohnen:

  1. ons zeigt: Neu Hellas – I. Weltsporttreffen und V. Intern. Kongreß der FKK 1939 / das lichtheim – die neue zeit
  2. Naturisten-Gelände Thielle, ca. 1970
  3. die neue zeit – der 70er Jahre – ein querschnitt von ch. fankhauser

Ausstellung: Hellerau – Ort der Moderne

Das Zentrum für Baukultur Sachsen kuratiert eine Ausstellung zur „Gartenstadt Hellerau“ mit Fokus auf den Jahren 1908 bis 1914. Die Ausstellung fällt in die Zeit der seit 2012 laufenden Bewerbung zur Anerkennung des Siedlungsprojektes als UNESCO-Weltkulturerbe.

Besucht werden kann die Ausstellung im Zentrum für Baukultur in Dresden vom 9.9.22 bis 22.10.22, jeweils Die. bis Sa. 13-18 Uhr.

Greiner – Die Diktatur der Wahrheit

Auf meinem Lesetisch liegt Greiners „Wahrheit“, ein vom „Inflationsheiligen“ Ludwig Christian Häusser genommener Titel. In die Hand genommen, weggelegt, wieder angelesen, zurück ins Regal gestellt. Ach komm, da muß ich doch mal durch.
[Erste Auflage 2022, Taschenbuch, Tropen-Verlag]

„Greiner – Die Diktatur der Wahrheit“ weiterlesen

Indianer bei Ravensburger

Bekanntlich hat der Ravensburger Verlag neue Indianer-Bücher in der Erzähltradition von Karl May aus dem Verkauf gezogen, nachdem „Personen“ sich über Rassismus und kulturelle Aneignung beschwert hatten. Die ARD zog nach: die klassischen Winnetou-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker werde man nicht mehr ausstrahlen.

Mein Indianerbild hat sinnigerweise genau dieser Ravensburger Verlag mit dem nebenstehenden Buch von 1977 geprägt. Geschrieben wurde es – und bereits 1961 bei Ravensburger erstveröffentlicht – von Oliver La Farge, der – daran sollte man Ravensburger mal erinnern – zeitlebens für die Rechte der amerikanischen Ureinwohner, die er studierte, über die er schrieb, eintrat. Der Band wurde in die Bestliste (sic!) des Deutschen Jugendbuchpreises aufgenommen. Da war die Welt noch in Ordnung. „Indianer bei Ravensburger“ weiterlesen

Ausstellungen zum Thema Wasser

Das Museum Wiesbaden zeigt zwei Sonderausstellungen, die sich mit dem Thema Wasser befassen. „Vom Wert des Wassers – alles im Fluß?“ – In dieser Ausstellung geht es um das Leben an und mit Gewässern, um entsprechende Ökosysteme und auch deren Schutz. Sie ist bis 5.2.23 zu sehen.
In „Wasser im Jugendstil“ geht es um Wasser als Inspirationsquelle für Künstler. Zu sehen bist 23.10.23.