Hans Surén – Mensch und Sonne

buch036Christian Adam hat vor einiger Zeit das Buch „Lesen unter Hitler“ herausgebracht, in dem er der Frage nachgeht, was man im „Dritten Reich“ gelesen hat. „Einestages“ (Spiegel) unterhält sich mit Adam über einen seinerzeit beliebten Autor: Hans Surén, wobei man Surén insofern Unrecht tut, als man ihn und sein Buch auf die Nazizeit reduziert.

„Mensch und Sonne“ – mit dem späteren Untertitel „Arisch-olympischer Geist“ – ist ja bereits 1924 erschienen und auch keineswegs das einzige Buch Suréns. In den 1920ern veröffentlichte er etliche Werke über Gymnastik und war damit mindestens ebenso bekannt wie der Däne J.P. Müller mit „Mein System“ (und natürlich weiteren Autoren, die neue Formen der Körperertüchtigung propagierten (Sandow …)). Vermutlich sah Surén im Erfolg der Nazis eine Bestätigung seiner vorher bereits militaristischen und „rassebewußten“ Grundhaltung. Just im Jahr, in dem das Nacktbaden offiziell wieder erlaubt wurde (1942), schloß man Surén aus der NSDAP aus.

Link: Körperschau mit Nacktmodellen – einestages.

Nicht nur die Harten kommen in den Garten (WELT)

Lesenswerter Artikel über Hesse, dessen Haus in Gaienhofen am Bodensee sowie Hesses Verbindungen zur Lebensreform. Zitat:

„1904 kamen Hermann und Mia Hesse – frischverheiratet – nach Gaienhofen. Sie kehrten der Stadt Basel ganz bewusst den Rücken, um nach den Idealen der Lebensreform zu leben. Die Experten streiten sich bis heute, ob diese Bewegung eher progressiv und modern war oder ob sie letztlich nicht eher spießig und reaktionär gewesen ist. Sicher ist nur: Sie hat das Vollkornbrot und den Vegetarismus, das Müsli und die Margarine, die Gartenstadt und den Komposthaufen erfunden.“

via Nicht nur die Harten kommen in den Garten – Nachrichten Print – WELT AM SONNTAG – Kultur – WELT ONLINE.

Ich hab‘ die Nacht geträumet

Außersinnliche Wahrnehmung (ESP – extra-sensory perception) beschreibt Möglichkeiten des Erkennens (oder auch Manipulierens) von Sach(verhalt)en. Dazu gehören z.B. das sogenannte Hellsehen, die Telepathie, die Präkognition.
Bei der Präkognition handelt es sich um „Vorabwissen“, also um Erkennen von Dingen oder Situationen, die so in der Zukunft eintreten werden, ohne daß es eine bekannte, wissenschaftlich überprüfbare Möglichkeit gibt, dies zu belegen.
Eine Sonderform der Präkognition sind die sogenannten Wahrträume oder prophetischen Träume. Das bedeutet, daß man innnerhalb eines Traumes eine Situation erlebt, die später so eintreffen wird. Meist merkt man dann während des Erlebens der Situation, daß man „das schon geträumt hat“. „Ich hab‘ die Nacht geträumet“ weiterlesen

Wolkenhände in der Tasche

Gestern war die letzte Taijiquan-Stunde. Ja, mein Lehrer hat der Gruppe offenbart, daß er gänzlich mit dem Unterrichten aufhört. Somit war mein Wiedereinstieg in diesem Frühjahr leider nur ein solcher bis zum „Wiederausstieg“ in dieser Woche. Natürlich gibt es im Umkreis von ca. 20-30km Taijiquan-Schulen, aber die sind zum einen deutlich teurer als der bisherige VHS-Kurs, zum anderen würde dies jeweils längere Anfahrten + Parkplatzsuche im Innenstadtbereich bedeuten. Die vom Lehrer empfohlene Schule, in der Chen- wie Yang-Stil unterrichtet werden, liegt 30km von mir entfernt.
Somit gehen nun ein paar schöne Wochen zu Ende, in denen ich das 2006/07 gelernte Tai Chi wieder aufnehmen und verbessern konnte (bis Bild 27, also vor die „Wolkenhände“ bin ich gekommen). Bei angenehmem Unterrichtsklima waren die wöchentlichen anderthalb Stunden eine hervorragende „Auszeit“.

Ebenfalls die letzte Stunde vor den Sommerferien gab es diese Woche im Bewegungstraining, dem Ganzkörperausdauer- und Krafttraining, das ich bei der VHS besuchte. Da ich auch seit März nicht mehr regelmäßig, also wöchentlich zu einem festen Termin, Nordic Walking („Stocklauf“ 😉 ) mache, habe ich nun gaaaanz viel Zeit für etwas neues.

Diese Unternehmungslust wird dadurch jedoch etwas eingeschränkt, daß mein jüngster Sohn eine komplizierte Wirbelsäulenoperation im Juli vor sich hat. In der kommenden Woche bin ich drei Tage lang mit ihm in der Klinik zu stationären Voruntersuchungen. Letztlich muß eine angeborene Wirbelkörperfehlbildung entfernt werden, was eine Begradigung der Wirbelsäule ermöglicht. Für den ambitionierten Jungfußballer wird es ein hartes Jahr nach der Operation, denn er darf dann keinen Sport mit der Gefahr unkontrollierter Stürze machen.

Von daher werde ich wohl erst im August, vor Semesterbeginn bei den Volkshochschulen, mal schauen, was ich in den Winter hinein machen möchte. Vermutlich werde ich doch beim Bewegungstraining bleiben, da ich ja nächstes Jahr wieder in die Berge möchte.

Deutscher Akt (Buch)

buch10Das Buch „Deutscher Akt, Nackte Körperfreude 1920-1945“ wird vom Orion-Heimreiter-Verlag herausgegeben, über den man sich unter dem Namenseintrag des Verlegers, Dietmar Munier, bei der Wikipedia informieren kann. Es ist daher mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten. Der Bildband dokumentiert die Akt- und FKK-Fotografie der 1920er bis 1940er Jahre, wobei schon der Hinweis auf dem hinteren Einband, daß der „gewaltige Modernisierungsschub“ in der Kunst „nach 1933“ noch beschleunigt worden sei, etwas stutzig macht, denn das Jahr 1933 stand doch eher für Restriktion und Gleichschaltung. Gerade die Freikörperkulturvereine hatten bis zur offiziellen Duldung (1941) keinen leichten Stand – 1933 erließ Göring beispielsweise einen Erlaß zur „Bekämpfung der Nacktkulturbewegung“. Man lese hierzu z.B. das Kapitel „Sonnenmenschen unter der Swastika – Die FKK-Bewegung im Dritten Reich“ von Ulrich Linse in: Michael Grisko (Hrsg.): Freikörperkultur und Lebenswelt, Kassel Univ. Press 1999.

Der Einleitungstext (ohne Autorennennung) beschäftigt sich trotz der Jahresangabe „1920“ im Untertitel im Grunde vorrangig mit der Zeit des „Dritten Reiches“. Einerseits werden die Reformbewegungen aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einigermaßen korrekt und in aller Kürze vorgestellt, andererseits erhält selbst dieser zweiseitige Text einige Nebenbemerkungen, die zwar nicht unbedingt falsch sein müssen, die aber in einem solchen Bildband überflüssig sind und dann doch auf die Verlegerschaft zurückverweisen. Beispiel: Nach 1945 sei die Darstellung des kraftvollen und schönen nackten Körpers abgerissen, dafür hätten die amerikanischen Besatzungssoldaten die in Umengen produzierten Pin-Up-Girls auf Fotos bzw. Posterm mitgebracht.

Viele der Fotos stammen von Kurt Reichert, Bruno Schultz oder Othmar Helwich, aber auch Riebicke und Weidemann sind vertreten – neben vielen anderen Fotografen. Von Helwich gibt es eine 1940 erschienene Schule der Aktfotografie, von Schultz z.B. den Jahresschauband „Das deutsche Lichtbild“ von 1932, von Kurt Reichert gab es 2008 im Leipziger Kamera- und Fotomuseum die Sonderausstellung „Schön und rein, Freilichtaktfotografie aus den 1930er Jahren“. Von diesem Fotografen gibt es auch noch ein dem hier vorgestellten Buch sehr ähnliches mit dem Titel „Von Leibeszucht und Leibesschönheit“ zu kaufen. „Auf die Schnelle“ habe ich zu keinem dieser Fotografen eine spezifisch nationalsozialistische Betätigung gefunden.

Der Bildband hat mit 34x25cm für mich ein als zu groß empfundenes Format – und das merkt man auch den Fotos an, auf deren Alter der Verlag im Hinblick auf die Druck- bzw. Wiedergabequalität verweist. Ich finde, etlichen Bildern hätte es gut getan, wenn sie deutlich kleiner reproduziert worden wären. Bei recht vielen Fotos muß ich das Buch schon deutlich mit ausgestreckten Armen halten, um einen angenehmen Bildeindruck zu haben. Geschätzt 90% der dargestellten Personen sind (zumeist jüngere) Frauen.
Sieht man vom politischen Hintergrund des Verlages ab, hat man eine solide Fotosammlung, die sowohl typische FKK-Strandbilder beinhaltet, wie auch Studioaufnahmen.

Diefenbach in Österreich (2011)

7.4.-26.10.2011 – Hermesvilla Wien
Erste große Diefenbach-Ausstellung in Österreich
Presse-Info-Flyer / weitere Info (PDF)

Es handelt sich um eine Ausstellung des Wienmuseums in Zusammenarbeit mit der Villa Stuck (München), wo von Oktober 09 bis Januar 10 ebenfalls eine Diefenbach-Ausstellung gezeigt wurde: „Lieber sterben, als meine Ideale verleugnen.“

Obstbaukolonie Eden

Die ZEIT mit einem längeren Bericht über die Garten- und Obstbaukolonie Eden bei Berlin – bzw. das, was davon übrig ist. Insgesamt ist der Ton (bzw. sind die Untertöne) des Artikels von Iris Radisch kritikwürdig. Wer z.B. das Meißner-Treffen 1913 als „Woodstock des Kaiserreiches“ bezeichnet, hat entweder die Jugendbewegung jener Zeit oder die Hippie-Ära (oder beides) nicht verstanden.

Zitat: „Damals, als die städtische Intelligenz zur Revolte gegen die Stadt, gegen die Einsamkeit und seelische Verlorenheit ihrer Bewohner, gegen den Kult des Geldes und des industriellen Fortschrittes, gegen die Untertanenschule und das Korsett aufrief, hatte sie allen Grund, zu glauben, der Anbruch einer neuen Zeit stünde vor der Tür.“

Ringtennis

Wer Ringtennis nicht kennt, kann sich im Prinzip nichts drunter vorstellen. Ist es evtl. Tennis, das in einer Art Boxring gespielt wird? 🙂
Nein, es ist ein Spiel grob nach Tennisregeln, bei dem jedoch ein Gummiring so geworfen wird, daß der Gegner diesen möglichst nicht fangen kann (Kurzinfo Wikipedia). Wie das ausschaut, kann man sich z.B. in diesem kurzen Youtube-Film von der WM 2014 ansehen.
(Nachtrag: Deutschland wurde bei der WM 2018 in allen Disziplinen Weltmeister. Wer weiß sowas schon!? Hier kann man sich den „WM-Film 2018“ ansehen.)

Ich bin Anfang der 1980er Jahre das erste Mal auf Ringtennis aufmerksam geworden durch eine Bekannte, die dies vereinsmäßig spielte. Meine Sympathie für diesen Sport war gleich da: das runde, griffe Sportgerät – die flüssigen Wurfbewegungen, einfach eine Ästhetik, der ich mich nicht entziehen konnte. Ich habe dann selbst im Freundeskreis diesen Sport eingeführt und über Jahre hinweg immer mal wieder gespielt, bis Ringtennis irgendwie in Vergessenheit geriet.
Mir war damals gesagt worden, Ringtennis komme aus der FKK-Bewegung, werde v.a. von FKK-Vereinen am Strand gespielt. Ganz richtig ist das nicht, wie man z.B. hier nachlesen kann; Fakt ist aber, daß v.a. FKK-Vereine das Ringtennis seit den 1950er Jahren für sich entdeckten. Hier mag auch als Aspekt hinzukommen, daß durch den häufigen Wind am Strand solche Spiele wie „Federball“ nicht ausgeführt werden können. Der etwas über 200g schwere Gummiring kann sich da besser behaupten.

Im Urlaub in Zingst fiel mir das Spiel irgendwann wieder ein. In der Hafenstraße sah ich das Geschäft Idee und Spiel, ging rein und fand einen blauen Ringtennisring. Es gab also doch noch Ringe zu kaufen! Zwar ist unser blauer Ring kein (Moosgummi-) Turnierring, aber für die ersten Wurfversuche mit den Kindern reicht er.
So haben wir einige Zeit am Strand mit diesem Spiel verbracht und uns auch gewundert, daß wir die einzigen waren, die einen Ringtennisring dabei hatten. Aber gut, wenn man sich Bilder von der WM 2010 (in Koblenz) anschaut, dann sieht man, daß kaum ein öffentliches Interesse an diesem Sport vorhanden ist, wenn selbst bei einer WM so wenig Leute im Zuschauerraum zu sehen sind. Dabei hätte der Sport mehr Aufmerksamkeit verdient, weil er meiner Ansicht nach gerade durch die ästhetischen Bewegungsabläufe einen Strandurlaub bereichert.
Zum Abschluß sei noch auf ein Youtube-Video hingewiesen, eine zweiminütige Kurzvorstellung des Ringtennis mit Nahaufnahmen.

Nachtrag: Bei Sport Thieme gibt es eine Kurzanleitung als PDF zum Download.

Felsenwildnis – Meeresweite

Im Buch „Die Frage nach Gott“ zitiert Hoerster Malwida von Meysenbug, eine mit Nietzsche und Richard Wagner befreundete Schriftstellerin, mit folgendem Erlebnis am Meer. Im Buch geht Hoerster v.a. der Frage nach, ob dieser Bericht als ‚Begegnung mit Gott‘ angesehen werden kann. Er kann es nicht, sagt der Autor, aber sie liegt mehr auf „meiner Wellenlänge“ als das davor angegebene Beispiel. Daher hier der schöne Text von Malwida von Meysenbug, im Anschluß ein Text von mir zum gleichen – oder zumindest einem ähnlichen – Thema. „Felsenwildnis – Meeresweite“ weiterlesen

Paul Müller-Kaempff u. die Künstlerkolonie Ahrenshoop

buch05Künstlerkolonien gab es viele um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, so auch in Ahrenshoop im Raum Fischland-Darß an der Ostseeküste. Ingrid Schreyer stellt diese Kolonie, die vom Maler Paul Müller-Kaempff sowie anderen Künstlern gegründet wurde, in einem kleinen, querformatigen Büchlein (ungefähr DinA6) vor. Sie beginnt mit allgemeinen Worten zur (naturalistischen) Landschaftsmalerei, stellt ausführlich die Entwicklung vor, die zur Gründung der französischen Künstlerkolonie Barbizon führte, beschreibt den Umbruch zum Impressionismus, das Entstehen der Kolonie Pont-Aven in der Bretagne. Müller-Kaempff war zunächst nur zu Sommerurlauben in Ahrenshoop, erst 1892 beschließt er, ständig dort wohnen zu bleiben. Er gilt als Begründer der Kolonie, obwohl die aus Berlin stammende Malerin Eva Stort sich schon ein wenig früher dort niedergelassen hatte. „Paul Müller-Kaempff u. die Künstlerkolonie Ahrenshoop“ weiterlesen