Mein Camino 2015 – Reflektion (CF45)

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In diesem langen Beitrag resümiere ich meinen Camino Francés 2015, dessen Bericht hier zu Ende geht. 

Rückkehr aus Santiago, 1 Uhr am Morgen: Ich zog meine Kleidung aus, entleerte den Rucksack in der Garage und gab alles gleich in die Waschmaschine. Schlafsack, Bauchtasche, Regenhose, Handyhülle und weitere kleine Dinge wanderten sofort in die Tiefkühltruhe. Ich hatte meine Frau vorab gebeten, ein ganzes Fach freizuräumen, um die Dinge ein paar Tage darin lagern zu können, denn nicht nur Hitze über 60°C tötet Bettwanzen und ihren Nachwuchs, auch Minusgrade tun es. „Mein Camino 2015 – Reflektion (CF45)“ weiterlesen

Santiago de Compostela – Rückreise, Abschluß (CF44)

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VORMITTAG

Der 17. Oktober, Samstag, war nun da, mein Abreisetag. Ich packte meinen Rucksack, duschte, schleppte dann alles nach unten zum Empfang, wo der Hospitalero die Sachen bis zum Nachmittag aufbewahren würde. Im Kathedralen-Büro sagte man mir, es gebe heute keine Führungen mehr aufs Dach in englischer Sprache. Ich hätte bei solchen in spanisch mitgehen können, dachte aber, daß ich viele Fachvokabeln wohl nicht verstehen würde. Also erst einmal zum Frühstück, wieder bei Barbantes.
Danach machte ich einen langen Spaziergang durch die Stadt: östlich an der Kathedrale vorbei, an der Azabachería neben dem Café Literarios. Diese Geschäfte verkaufen Schmuck aus Gagat, einem fossilen Holz im Übergangsstadium von der Braun- zur Steinkohle. Seit dem Mittelalter wurde das tiefschwarze Material für Trauerschmuck und Rosenkränze verwendet. Hier in Santiago sieht man ganz viel (und zum Teil sehr teuren) Schmuck aus „azabache“. „Santiago de Compostela – Rückreise, Abschluß (CF44)“ weiterlesen

Santiago de Compostela (CF43)

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Ich schlief sehr schlecht, hatte wilde und absurde Träume, die auch ungelöste Probleme und alte Verletzungen hochkommen ließen. Nach dem Aufwachen hörte ich Hape Kerkelings Hörbuch bis kurz vors Ende, duschte dann und ging an der Kathedrale vorbei, um zu frühstücken. Bacon and Eggs mit Café Americano gönnte ich mir in der Casa Barbantes. „Santiago de Compostela (CF43)“ weiterlesen

O Pedrouzu bis Santiago de Compostela (CF42)

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Am nächsten Morgen, Mittwoch, als ich aufstehen wollte, war es stockdunkel im Zimmer und im Haus: die Sicherung war herausgesprungen. Ich packte im Schein meiner Stirnlampe zusammen und merkte, als ich mir zum letzten Mal meine Trekkingstiefel anzog und schnürte, daß mir ein dicker Kloß im Hals steckte. „Was wird das für ein Tag?“, sprach ich sehr bewegt aufs Memo.

Bennett (2013): „The walk was almost over (…) this whole episode in my life would come to an end. It wasn’t just four or five weeks of walking that would end, it was more than two years of anticipation and planning and dreaming that would no longer occupy my life.“  „O Pedrouzu bis Santiago de Compostela (CF42)“ weiterlesen

Arzúa bis O Pedrouzu (CF41)

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Für den heutigen letzten „richtigen“ Wandertag war eine kleine Etappe von 19 Kilometern geplant. Unsere gesamte Planung war um einen Tag korrigiert worden, eventuell hatten wir uns beim früheren Planen vertan: heute war Dienstag, morgen, Mittwoch, würden wir in Santiago ankommen. Donnerstag würden Peter und Shelley noch da sein. Letztere flog am Freitagmorgen via Rom nach Hause. Peter mußte am frühen Samstagmorgen schon zum Flieger. Nur ich bliebe dann übrig, mein Rückflug ging am frühen Samstagabend…

Wir starteten relativ spät, nahmen noch ein Frühstück in einer überfüllten Bar in Arzúa mit, dann ging es über viele Asphaltwege in Richtung O Pedrouzu. Dafür hatten wir Sonne und blauen Himmel, um die 22°C. Heute gingen wir eher schweigend, jeder hing seinen Gedanken nach. Gelegentlich durchquerten wir Eukalyptuswäldchen, dann führte mal wieder ein Hohlweg an einer Weide vorbei. „Arzúa bis O Pedrouzu (CF41)“ weiterlesen

Ponte Campaña bis Arzúa (CF40)

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Es gibt Leute, die sich noch 50 Kilometer vor Santiago morgens einen Wecker für 6 Uhr stellen! Dadurch wurden Shelley und ich ebenfalls wach und so brachen wir wieder einmal früh auf. Es war bald Mitte Oktober und bis 8 Uhr blieb es mittlerweile „stockenduster“. Es fiel ein leichter Regen; wir zogen unsere Regensachen drüber. In O Leboreiro machten wir kurz Pause für einen Kaffee und ein Mini-Frühstück. „Ponte Campaña bis Arzúa (CF40)“ weiterlesen

Gonzar bis Ponte Campaña (CF39)

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In dieser Nacht waren es nicht nur die vielen Schnarcher, die nervten, sondern auch die laute Tür zur Toilette. Etliche Leute mußten nachts raus – ich auch, und das Herabsteigen vom oberen Bett war im Dunkeln gar nicht so einfach. Das Gefühl, dann nachher wieder im gemütlichen Schlafsack zu liegen, war einfach göttlich – bis der Nächste anfing zu schnarchen. Im Audio-Memo sprach ich davon, daß dies wohl die „schnarchintensivste“ Nacht meines Caminos gewesen sei. Trotzdem schlief ich relativ gut (und schnarchte?). „Gonzar bis Ponte Campaña (CF39)“ weiterlesen

Barbadelo bis Gonzar (CF38)

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Auch an diesem Morgen ging ich im Dunkeln los, während Mond, Venus und Mars mir vom Himmel herab leuchteten. Enge, dunkle Wege wechselten sich mit offenem Weideland ab; auch Asphaltwege waren Teil der Strecke. Gelegentlich kam ich durch Gehöfte, die von gelben Lampen erhellt wurden. In den Ställen herrschte um die Uhrzeit am Sonntagmorgen schon Betriebsamkeit. Insgesamt war dies ein „anderes“ Galizien als das bei Samos: die „verwunschenen“ Wälder verschwanden – hier sah es wie bei uns im Westerwald aus. „Barbadelo bis Gonzar (CF38)“ weiterlesen

Samos bis Barbadelo (CF37)

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Auch heute wieder früh los nach kurzem Frühstück in der Herberge. Es war stockdunkel und sehr kühl. Am Ortsausgang von Samos blieb ich bei einem Pilgerdenkmal stehen: über mir waren Mond, Venus und Mars nahe beieinander am Himmel zu sehen.

Weiter ging es entlang der Fahrstraße, erst dann wieder durch bewaldetes Weidegelände, immer noch deutlich hügelig und im frühmorgendlichen Dunst liegend. In der Ferne sah ich einzelne Gehöfte inmitten der Natur liegen, während ich hier im Wald ein völlig zerstörtes Anwesen passierte. Der Himmel färbte sich zartrosa, kurz bevor die Sonne über den Horizont kam. Galizien hat etwas, dachte ich, auch wenn ich nicht wußte, ob es mir dienlich sein würde oder nicht.
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Fonfría bis Samos (CF36)

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Auch heute war ich wieder etwas später dran: ich ließ die anderen einfach schon mal „losrödeln“, während ich noch gemütlich im Schlafsack liegenblieb. Gegen 7 Uhr war ich in der Bar zum Frühstück, das ein wenig nervig wurde, weil auf engem Raum soviele Leute gleichzeitig ihr „desayuno“ haben wollten, die Hospitalera nicht nachkam und uns drei an der einen Seite der Theke immer wieder übersah. Aber man hat ja als Pilger keine Eile…

An drei „Morgenstimmungen“ während meines Caminos erinnere ich mich ganz besonders. Das war zum einen der Sonnenaufgang beim Verlassen von Hornillos del Camino in der Meseta, zum anderen der kurz vor León und dann dieser Morgen, der fast schon mystisch zu nennen war. Tief in den Tälern lag Nebel, aber die Berghänge darüber waren frei – und über allem ging nun satt orange die Sonne auf. Wo ich gerade bei Erinnerungen bin: den in diesem Sinne schönste Ausblick durfte ich 1987 am Gebirgszug des Rosengartens auf dem Santnerpaß-Klettersteig erleben. Dichte weiße Wolken lagen im Tal, darüber nur blauer Himmel und die Wärme der Sonne.

Es war ein herrliches, beschwingtes Bergab-Laufen, wobei mir zunächst die junge Deutsche von gestern Gesellschaft leistete, die aber schon sehr früh Halt bei einer Bar machte. Sie wirkte „suchend“ auf mich, nach etwas, nach einer Person, ich habe es nicht in Erfahrung bringen können. Es war natürlich komisch, wenn man gerade mal 30 Minuten ab Herberge unterwegs war und schon (wieder) an einer Bar stoppte. 
Ich fotografierte viel, sah mich satt an den Farben und dem Grün der Wiesen. „Fonfría bis Samos (CF36)“ weiterlesen