Podcast Stadtmuseum Gera – Lebensreform

Da habe ich eine kleine Perle gefunden! 🙂
Das Stadtmuseum Gera erzählt in auf der Webseite abrufbaren Podcasts Stadtgeschichte(n). Die dritte Folge heißt: „Lebensreform und Freikörperkultur in der Weimarer Republik“ – direkter Link.

Zu Beginn der zwanzigminütigen Sendung erklärt die Museumspädagogin Tabea Hasan die Enstehung der Lebensreform – knapp und solide. Nachvollziehbar werden Adolf Koch und Hans Surén als gegensätzliche Vertreter vorgestellt: Koch mit seiner gut begründeten Nacktgymnastik und ab 1924 eigener Schule, ein klassischer Volkserzieher. Surén mit seinem Männlichkeitskult, der Formung eines „arischen Körpers“ und dem Vorsatz, nur wer gesund und athletisch sei, solle sich nackt zeigen. Koch und Surén gegenüberzustellen ist sehr sinnvoll; das hat mir gut gefallen.  „Podcast Stadtmuseum Gera – Lebensreform“ weiterlesen

Von „Wander-Penissen“ und dem „Chillen am See“

Das „Y-Kollektiv“ ist ein öffentlich-rechtliches Youtube-Angebot mit zum Teil recht spannenden Dokumentationen. Aktuell hat sich die Moderatorin Antonia Lilly Schanze mit dem Thema Nudismus, Naturismus und FKK befaßt, das knapp 18-minütige Video findet sich hier.

Vorgestellt werden: eine Nacktwanderung im Rahmen der Thüringer Nudistentage, eine selbsternannte FKK-Botschafterin, die Mitglied im tradittionsreichen FKK-Verein „Adolf Koch“ in Berlin ist, sowie Nackt-Yoga.

Zunächst muß ich die Moderatorin loben, die angezogen neben im Video verpixelten „Wander-Penissen“ läuft und mit ruhiger Stimme Gespräche führt oder erklärt. Wirklich nett ihr kurzer Abstecher zum Thema Lebensreform um 1900 mit der (sinngemäßen) Feststellung, daß in der Kaiserzeit „nackt am See chillen“ ein „revolutionärer Akt“ gewesen sei. Das kann man wohl so stehenlassen. „Von „Wander-Penissen“ und dem „Chillen am See““ weiterlesen

Ein Neuzugang

Manchmal, da packt es mich, da muß ich quasi „zuschlagen“, wenn ein Antiquariat ein von mir gesuchtes Buch unter dem üblichen Preis anbietet. Überwindung kostet mich das dann, wenn das Buch trotzdem noch recht teuer ist. So ist es mir jetzt mit „Nacktheit, Körperkultur und Erziehung“ von Adolf Koch ergangen, das meist zwischen 70 und 90€ gehandelt wird, aber nun für 60€ in mein Bücherregal gewandert ist. Viel Geld, insbesondere wenn ich überlege, wem ich diese Bibliothek einmal „vermachen“ könnte, denn ich kann bei meinen Jungs keine Disposition inhaltlicher Art – und auch was Lesen allgemein angeht – feststellen. Na ja, kommt Zeit, kommt eine Entscheidung. 🙂

Adolf Koch war ein Vorreiter der Freikörperkultur und Nacktgymnastik sozialistischer Prägung, er gab die Zeitschrift „Wir sind nackt und nennen uns Du“ heraus. Koch hatte beachtliches Stehvermögen: die Nationalsozialisten schlossen seine Institute, auch weil er sich weigerte, jüdische Mitarbeiter zu entlassen. Nach dem Krieg warb er wieder offensiv für seine Vision einer Körperschulung, bis ihn der Deutsche Verband für Freikörperkultur 1964 ausschloß, dem die Werbung Kochs und seiner Frau Irmgard zu weit ging.

Nachtrag: Was mir erst später aufgefallen ist: Im Buch ist ein Original-Autogramm von Adolf Koch aus dem Jahr 1929!

dav