Samos bis Barbadelo (CF37)

[Die Seite ist Teil des Berichts über meinen Camino Francés 2015.]

Auch heute wieder früh los nach kurzem Frühstück in der Herberge. Es war stockdunkel und sehr kühl. Am Ortsausgang von Samos blieb ich bei einem Pilgerdenkmal stehen: über mir waren Mond, Venus und Mars nahe beieinander am Himmel zu sehen.

Weiter ging es entlang der Fahrstraße, erst dann wieder durch bewaldetes Weidegelände, immer noch deutlich hügelig und im frühmorgendlichen Dunst liegend. In der Ferne sah ich einzelne Gehöfte inmitten der Natur liegen, während ich hier im Wald ein völlig zerstörtes Anwesen passierte. Der Himmel färbte sich zartrosa, kurz bevor die Sonne über den Horizont kam. Galizien hat etwas, dachte ich, auch wenn ich nicht wußte, ob es mir dienlich sein würde oder nicht.
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Nicht mehr allein

„Das Denken wollte schon wieder anheben. … Da kam durchs Bergtor herein eine leichte weiße Wolke, so zart, daß der Stern hindurchschimmerte. Es sprach aber einer ohne Worte zu ihm. Und Johannes fühlte, wie seine leere Seele diese Worte trank, wie der Raum hinter den Rippen sich füllte wie ein silberner Becher mit bergfrischem Wasser, voll bis an den Rand …

‚Das ist das große Schweigen,‘ sagte seine Seele zu ihm … und über die Wolke strich ein Ton, als einer lieben Frauenstimme wie Mendelssohns Lied: ‚Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. …‘ Da hüllte sich Johannes in seinen Mantel und bedeckte seine Augen, denn er wußte, daß er nicht mehr allein war. Gott war bei ihm … um ihn … in ihm … Und in diesem Augenblick war alles eins in seiner Seele … (…) Es war Geist … alles Geist.“

[D. Koch – Der Orden der Sonnenbrüder]

Uralte Leiblichkeit

„Die Mystik ist eine Grunderfahrung uralter Leiblichkeit. Sie findet sich auch schon beim Tiere, wenn auch ohne das abstrahierende und personalisierende menschliche Bewußtsein. Wer daran zweifelt, achte auf die Physiognomie eines ruhenden Löwen oder auch nur einer Katze. Da ist sie schon, die Grundintuition von Innen und Außen, deren untrennbare Einheit, eine Einheit so plötzlich und überwältigend wie Blitz und Donnerschlag, eine Einheit, die auch den Urmenschen bewegte, der vor Millionen von Jahren über die Steppe blickte, eine Einheit vor aller Religion, und doch in aller Religion und mit aller Religion.“

Hans F. Geyer, Mystik am Ursprung und am Ende der Wissenschaft