Brust an Brust zum Frust?

Durch die Nachrichten der letzten Woche lief die Meldung, in städtischen Bädern Göttingens dürfen Frauen, äh, Menschen mit Brüsten, nun am Wochenende „oben ohne“ baden (der Link zum Artikel „Brust an Brust“ ist schon im August 2022 verschwunden, der Artikel über die Suche nicht auffindbar… https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.baden-goettingen-erlaubt-in-schwimmbaedern-oben-ohne-fuer-alle.f9451a90-8172-45c3-a69a-c25873337a8a.html).

Dies geht zurück auf die Agitation einer Initiative namens „Gleiche Brust für alle“ und eine Person namens Mina Berger, die im letzten Jahr oben ohne badete, obgleich sie sich dem Vernehmen nach als non-binär sieht.

Spannend diese neue Entwicklung, war doch noch vor einiger Zeit eine Diskussion dazu entbrannt, ob String-Tangas im Wellness-Bereich getragen werden dürfen. „Brust an Brust zum Frust?“ weiterlesen

Erotisches Grundrauschen

Tag24 feiert die scheinbare Wiederauferstehung der Freikörperkultur – jetzt allerdings gepaart mit Schaumpartys, Erotik und gutem Sex. Der Artikel wirft aus allen Richtungen ein paar Fakten in den großen Topf – FKK in der DDR, Cap d’Agde, Bodyshaming. Und aus einer Umfrage heraus, wonach viele Mitglieder des „JOYClub“ – nomen est omen – bereits beim FKK am Strand Sex hatten, nun einen ganz neuen FKK-Trend mit erotischem Grundrauschen zu konstruieren, halte ich für dubios.

Aber keine Lektüre ohne irgendetwas Neues, Interessantes: Das Nacktbaden nannte man wohl in der Anfangszeit „schwedisch baden“, weil man den Schweden einen natürlichen Umgang mit dem nackten Körper zusprach.

Das sündige Fleisch reloaded (K. Starke)

Gregor Gysi hatte sich bei seinem Sommerloch-Thema „FKK“ auch auf den Sexualwissenschaftler Kurt Starke berufen. Der führt nun in einem Artikel für das Neue Deutschland aus, daß es natürlich nicht nur der „Pornoblick“ der „Westmänner“ sei, der zum Rückgang des nackten Badens geführt habe.

Nacktsein sei an sich nicht erotisch, „Erregung“ stelle sich z.B. durch Fantasie ein. Toll der Satz: „Wer FKK als Stripteaseersatz betrachtet, versteht von beidem nichts oder kann Nacktheit nur anmacherisch denken.“

Der nackte Körper werde in der Marktwirtschaft ausgebeutet; Nacktheit werde „tabuisiert und gleichzeitig zur Ware“. Nacktheit werde – in verkürzter Zusammenfassung des lesenswerten Artikels – „quasi-pornographisch“.

Auch spannend: „Indem der nackte Körper in heute typischer Weise sexualisiert wird, wird die alte, religiöse Stigmatisierung des sündigen Fleisches reloadet.“

Alles gibt es hier zu lesen.

Der pornographische Blick…

Trotz Regenwetter Sommerloch… Diese Woche ging es durch die Presse: Gregor Gysi bedauert das „Verschwinden der FKK“ in Deutschland. Nachlesbar u.a. beim MDR (Link nicht mehr abrufbar): mit Verweis auf ein Interview, das Gysi dem … Playboy gegeben hat. Und gegenüber diesem Magazin meint Gysi, daß die „Westmänner teilweise mit einem pornografischen Blick kämen“, so daß die Frau sich nicht wohlfühlen würde. Die DDR sei in dieser Hinsicht weiter als der Westen gewesen.
(Witzig ist ja, gegenüber dem Playboy den pornographischen Blick zu beanstanden…)
Als zweiten Grund führt Gysi die Hotelkonzerne an, die nur zu Investitionen bereit gewesen seien, wenn die Nackten „verschwänden“. Gysi bescheinigt der FKK „Niveau“ und daß sie „nicht wirklich erotisch“ gewesen sei.

Die Morgenpost greift das Thema auf und verweist auf Prof. Konrad Weller (Hochschule Merseburg) und dessen Forschungen. Dieser habe bereits 1990 eine Umfrage unter Jugendlichen der ehemaligen DDR gemacht, bei der nur 15% angaben, mit „FKK nichts am Hut zu haben“.
Zitat: „Ein knappes Vierteljahrhundert später wiederholte die Hochschule die Befragung unter Heranwachsenden. Inzwischen haben sich die Ansichten komplett gedreht. Die meisten Jugendlichen sagen mittlerweile, es sei für sie absolut undenkbar, sich an einen Nacktbadestrand zu legen.“  „Der pornographische Blick…“ weiterlesen

Die jungen Leute werden prüder…

sagt Jan Lorenzen, Angestellter im Bereich des Strandes St. Peter-Ording. Die SHZ stellt FKK am dortigen Strand in Interview-Auszügen von Badegästen vor. Während angezogene Personen, die sich an den FKK-Strand „verirrt“ hatten, früher wohl verscheucht wurden, ist es heute üblich, daß auch im FKK-Bereich Menschen mit Badekleidung sind.

Warum werden die jungen Leute prüder? Hmm, ich will mal ohne Namensnennung von einem Sportverein erzählen, in dem die jungen Sportler sich nicht trauen, nackt zu duschen. Warum das so ist, wann das angefangen hat, weiß ich nicht. Man duscht in Unterhose. Vermutlich hätten die Trainer früher dann gesagt: „Jungs, was ist das hier für ein Weicheierkram?! Hosen aus, sonst kann man sich sein bestes Stück nicht richtig waschen…“ Heute, so ein Trainer vor einiger Zeit zu mir, könne man das nicht mehr so einfach sagen – vor dem Hintergrund der Diskussionen / Meldungen zum sexuellen Mißbrauch. Wie schnell könnten Situationen entstehen, die die Eltern später aus den Berichten der Kinder falsch interpretierten…
Ob das der einzige Grund ist, das weiß ich nicht, aber Fakt ist, die Jungs duschen mit Slips.

Interessant ist diese Entwicklung vor dem Hintergrund all der Nacktheit, denen unsere Kinder in Medien, speziell dem Internet, ausgesetzt sind. „Viel Haut zeigen“ ist ja völlig normal. Möglicherweise aber ist diese „Haut“ ständig erotisch konnotiert, also keine reine Nacktheit, sondern auf erotischen Reizen basierende Werbung / Präsentation. Das wiederum ist ab einem bestimmten Alter „peinlich“ oder aber, das wäre die fatalere Auslegung: Nacktheit wird nur noch mit Sex in Verbindung gebracht, so daß selbst natürliches Nacktsein – beim gemeinsamen Duschen nach dem Sport – „unnatürlich“ wird.
Das nur schnell so als Zusammenfassung der Gedanken zu der obigen SHZ-Mitteilung.

Naked at Lunch – Sex after Lunch?

Ich habe Mark Haskell Smith’s Ausflug in die Welt der Nudisten (Naked at Lunch) vorgestellt. Natürlich geht er auch auf ein Thema ein, das ich hier im Blog schon angesprochen habe: das Verhältnis von Nacktheit, Erotik und Sexualität. In meinem Beitrag Naturismus und Erotik habe ich herauszuarbeiten versucht, daß beide – die völlige Erotisierung der Nacktheit, wie auch die Enterotisierung – eine Bedeutungsreduktion darstellen (n. Zitat von O. König). Ich ging auf Kleidung ein, die Reize betont und eine erotische Spannung schafft, sprach von der Natürlichkeit der Nacktheit am FKK-Strand, die sexuelle Signale zwar wahrnimmt, sie aber nicht dominieren läßt.  „Naked at Lunch – Sex after Lunch?“ weiterlesen

Valentinstag oder: Naturismus und Erotik revisited

Meine Frau hatte mich zum Valentinstag zu einer „erotischen Lesung“ in einem Restaurant mit Vier-Gänge-Menü eingeladen. Der Schauspieler, der den Abend gestaltete, trug zwei Kurzgeschichten und mehrere Lieder vor. Er beklagte sich darüber, wie schwer es sei, erotische Geschichten zu finden: man solle einmal nach „erotische Kurzgeschichte“ „gugeln“, dann erhielte man fast ausschließlich pornographische Texte. Die erste Geschichte um das Thema sensorische Deprivation (Augenbinde) als Stimulus – sie war wirklich sehr schön.

Leider hieß die 2. Geschichte „Der FKK-Urlaub“ – und ich wußte gleich, was ich zu erwarten hatte, nämlich die übliche Verknüpfung von FKK und Sex, auch wenn, ja, wenn es hier ein bißchen durchdachter war, obgleich der Vortragende zwei Seiten mit eher pornographischen Beschreibungen ausließ, diese aber „zum Nachlesen“ später ins Publikum gab.

In Kürze: 5 Paare machen gemeinsam mit Kindern Urlaub in Ungarn am Balaton. Zwei Frauen schneiden das Thema FKK an, da es in der Nähe ein FKK-Gelände gibt. Man setzt sich mit dem Thema auseinander: Oben ohne sonnen ist ja auch vor den anderen Mitreisenden OK, aber „alles ohne“?! (Ich gestehe gerne, daß ich dieses Problem so nie kannte, weil „alles“ ist ja nur ein kleiner Teil (oder größerer) des Körpers, nichts besonderes, obgleich so massiv mit Schamgefühlen besetzt.)  „Valentinstag oder: Naturismus und Erotik revisited“ weiterlesen

Naturismus (FKK) und Erotik

[Vorbemerkung, nachträglich eingefügt: Nudismus meint Nacktheit um ihrer selbst willen; Freikörperkultur ist Nudismus mit einem Gemeinschaftsaspekt; Naturismus ist Nacktheit im Verbund mit lebensreformerischen Überzeugungen. Ich spreche hier von Freikörperkultur, meine jedoch im Grunde: Naturismus.]

barfussEin Beitrag im Blog ‚Nackte Freiheit‘ (zwischenzeitlich gelöscht) hat mich an die Beendigung dieses begonnenen Textes erinnert. Der besagte Beitrag befaßt sich „eigentlich“ nur mit dem Barfußlaufen, jedoch ist das eingefügte Bild (s. rechts) entweder schlecht gewählt oder bewußt plaziert. Es zeigt u.a. auch einen Fuß, aber darauf schaut man(n) natürlich bei der Pose nicht.

Um was geht es bei der Freikörperkultur, wo bleibt die Erotik? Ich habe mir Gedanken gemacht und möchte sie teilen – mit dem bewußten Hinweis, daß es sich ausschließlich um meine nicht verallgemeinerbaren Ansichten handelt. „Naturismus (FKK) und Erotik“ weiterlesen