Lebensreformer als Querdenker?

Nach Andreas Speit („Verqueres Denken. Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus“, 2021) steigt nun auch der SPIEGEL in das Thema Lebensreform – die Wurzeln der Querdenker-Szene ein. Leider ist der Artikel von Steffen Greiner hinter einer Paywall – und für so etwas zahle ich nicht. Aber wer will, der kann den Hinweis aufnehmen und schauen, was Greiner über Gusto Gräser und die frühen „Impfverweigerer“, die „Querdenker vor hundert Jahren“, zu sagen hat.

Aber Greiner arbeitet auch an einer für Februar 2022 angekündigten Buchveröffentlichung: „Die Diktatur der Wahrheit. Eine Zeitreise zu den ersten Querdenkern“, Klett-Cotta, 2021. Der Artikel soll also vorab etwas Geld in die Kasse spülen. Der Verlag bewirbt das Buch so:

Meditation und Reichsflaggen - wie passt das zusammen? Die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und die Debatte um die Impfpflicht machen wieder sichtbar, was die Geschichtsschreibung lange ignorierte: Die Bedeutung spirituell-rationalitätskritischer Bewegungen jenseits von rechts und links. Vor 100 Jahren gab es die ersten Querdenker. Heute haben sie wieder Konjunktur. Dieses Buch ist eine erhellende Reise zu den Epizentren von damals bis heute.

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Fasten 5 – Ab dem vierten Fastentag

Jetzt sollte es „rund“ laufen. Der Körper hat gelernt, daß er aktuell nur Wasser und ein paar Vitamine bekommt, damit kommt er zur Ruhe. Der Geist beruhigt sich noch mehr, manchmal habe ich dann das Gefühl, durchs Leben zu schweben oder so in einem positiv empfundenen Tunnel zu stecken, der Ablenkungen ausblendet. Man gehe mal am vierten oder fünften Fastentag in einen Supermarkt und laufe einfach nur durch die Gänge. Nichts kaufen, den Abstand genießen, den Sieg über Begierden. Vor dem Alkoholregal stehenbleiben, vor dem mit Chips und Salzgebäck: Brauche ich nicht – ich gehe wieder! 😉

Bei meinem allerersten Fasten schrieb ich über den vierten Fastentag:

Alles war anders an diesem Morgen! Ich fühlte mich so wohl, unglaublich... Es gab in meinem Leben immer wieder Zeiten, in denen ich eine völlige Trennung zwischen Körper und Geist empfand, wenn ich mich wieder ganz als "Kopfmensch" fühlte. An diesem Tag (und von diesem Tag an) spürte ich eine Einheit, eine Balance zwischen Körper und Geist, wonach ich so lange gesucht hatte. 
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Fasten 1 – Vorbemerkung

„Verzicht nimmt nicht. Verzicht gibt. Er gibt die unerschöpfliche Kraft des Einfachen.“
Martin Heidegger

Ich habe zwischen 2000 und ca. 2010 mehrere Male ein Fasten unternommen, bei dem ich zusammengerechnet gut anderthalb Monate ohne feste Nahrung verbracht habe. Ich hatte dazu auf früheren Seiten im Netz einen Info-Text, der aber allein deshalb schon überholt ist, weil keine der darin verlinkten Seiten noch online abrufbar ist. Daher hier eine kurze Vorbemerkung zu einem Fastenvorhaben in den zweiten Augustwoche. Ich will nicht viel mit Quellen belegen, sondern aus meiner persönlichen Erfahrung wiedergeben, was das Fasten für mich bedeutet.

Zum Start doch ein Zitat vom Stern: Fasten heißt „leerer Bauch und satte Seele“. Das habe ich immer gern verwendet, wenn ich Fasten erklären sollte. Ich selbst schrieb im alten Text: „Fasten ist ein hervorragender Weg zu einem gesünderen und spirituelleren Leben. Es schärft die Sinne, klärt den Geist, hellt ihn auf und reinigt den Körper – es bietet eine neue Dimension der Körpererfahrung.“
Fasten, so ein Arzt im Fernsehen, sei früher die „Volkspsychotherapie“ gewesen.
Fasten gilt darüber hinaus als „stärkster Stimulus, um Alterungsprozesse aufzuhalten„, wobei hier schon ein Intervallfasten 16:8 reicht.

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Rudolf Bahro – Die Logik der Rettung (Hausarbeit) – Teil 3

Fortsetzung von Teil 2

Persönliche Stellungnahme

Zu Beginn möchte ich sagen, daß ich das Werk, die Postulate Bahros gut nach­vollziehen kann, insbesondere die großen Schritte und Erklärungslinien.
Das Selbstausrottungsschema ist logisch, auch ich sehe die heutige „Umweltkrise“ und die Art, wie Menschen miteinander umgehen, als ein Problem des menschlichen Geistes, sehe den Bahroschen Ansatzpunkt der Conditio Humana, d.h. ich bin davon überzeugt, daß wir das Patriarchat hinter uns lassen müssen und v.a. die sogenannte Megamaschine. „Rudolf Bahro – Die Logik der Rettung (Hausarbeit) – Teil 3“ weiterlesen

Rudolf Bahro – Die Logik der Rettung (Hausarbeit) – Teil 2

Fortsetzung von Teil 1

Der mental-rationale Geist

An dieser Stelle setzt die vierte und heutige Bewußtseinsstufe an, der mental-rationale Geist, vorangelegt in der Conditio Humana. Charakteristisch ist, daß nun die Wirtschaft und die Institutionen nach oben hin über das Bewußtsein ausgelagert wurden und dieses nun dominieren. Der lebendige Geist wurde unterjocht von der Kapi­taldynamik und ist nun lediglich Funktionär der Megamaschine. Kapitaldynamik meint folgendes: Nach dem Schwert des Kriegers wurde nun das Geld des Kaufmanns das Mittel zur Macht. Hinter dem Profitmotiv des kapitalistischen Industriesystems steht das Machtmotiv, der Wunsch, sich Freiheit von etwas zu erkaufen, statt Freiheit zu etwas zu erlangen. Geld dient damit nur der Abkopplung von der Gemeinschaft, dient als Charakterpanzer für das schwache Ich. Und last not least steht Geld für das Leistungsprinzip in unserer Gesellschaft. „Rudolf Bahro – Die Logik der Rettung (Hausarbeit) – Teil 2“ weiterlesen

Mystik (1)

Dieser Text ersetzt einen umfangreicheren, älteren mit dem Titel „Visionssuche“, der nie veröffentlicht wurde. Ich will hier versuchen, meine spirituelle Entwicklung und insbesondere Suche zu umreißen, damit die Themenwechsel im Blog verständlicher werden (s.a. hier).

Ich war von der Beschäftigung mit den Katharern – mithin mit christlicher Spiritualität – wieder abgekommen, glaubte dies sei ein Irrweg. Ich definierte – flüchtig -, was Spiritualität für mich „leisten“ (blöder Begriff) können muß. Was heißt denn „klare Ablehnung monotheistischer Ansätze“? Von welchem Gottesbild sprechen wir? Ich las gestern im Buch „Kontemplation“ von Willigis Jäger: Jesus verwendete den Begriff „Vater“, um – in eher mystischem Verständnis – auf den Urgrund des Seins zu verweisen. Das ist für mich nachvollziehbar, das kenne ich gut, wenn in hochemotionalen Momenten auch mir das Wort „Vater“ über die Lippen kommt. Das ist eine Vorstellung jenseits des Bildes eines personalisierten Gottes, möglichst noch mit weißem Rauschebart. „Mystik (1)“ weiterlesen