Ein Tropfen in den Meeren dieser Welt

… das ist ein Bild, das mich an den verstorbenen Mystiker, Benediktiner und Zen-Meister Willigis Jäger erinnert: eine einzige Welle im großen Ozean sein zu dürfen. Die Welle ist dabei der Ozean, und der Ozean ist die Welle. Es gibt da keine Trennung. So ist die Welle auch mein Ich, der Ozean Gott.

Als meine Frau und ich uns neulich eine große Weltkarte gekauft haben, um per Pin-Nadeln abstecken zu können, wo jeder schon mal war, wo wir schon mal gemeinsam waren und wo wir (oder jeder allein) noch hin möchte(n), da ging mir der Gedanke durch den Kopf: in welchen Meeren bist du eigentlich schon geschwommen? „Ein Tropfen in den Meeren dieser Welt“ weiterlesen

RIP Willigis Jäger

Ich habe Willigis Jäger nie persönlich kennengelernt. Gestern ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie schön es gewesen wäre, ihn tatsächlich gekannt zu haben. Vor Jahren habe ich intensiver auf den Benediktushof geschaut, das Programm studiert und überlegt, dort mal einen Kurs zu belegen. Dazu ist es nie gekommen.

Am Anfang meiner neuen Beschäftigung mit dem Christentum stand vor allem Jäger. Im dritten Teil meiner Texte zum Stichwort Mystik ging es v.a. um ihn. Doch 2018 folgte ein Beitrag, in dem ich klar sagte: heute bin ich weiter weg von Jäger als noch vor Jahren. Für mich hat Willigis Jäger aber doch eine große Aufgabe erfüllt: seine Texte, Ausdruck einer Verbindung katholischen Glaubens und Zen-Haltung, haben als Magnet gewirkt, als für mich die Zeit gekommen war, mich neu auszurichten. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. „RIP Willigis Jäger“ weiterlesen

Mystik (3)

Steigt man in die Beschäftigung mit dem Thema Mystik ein, fällt nach ausgiebiger Literaturrecherche schnell auf, wo man genauer suchen und was man vernachlässigen kann. Mystik ist nicht gleich Mystik, jeder Autor hat seinen Schwerpunkt und seine Grundausrichtung. „Mystik (3)“ weiterlesen

Mystik (2)

Als ich am 9. Januar 1997 aus einem intensiven Traum aufwachte und eine Weile wachlag, hatte ich eine, wie ich damals notierte, „tiefe und endgültige Einsicht“, daß es ein ununterbrochen fließendes Sein gibt. Mein Wesen jenseits des flüchtigen Ichs ist Teil dieses Seins in der Form meines jetzigen Lebens als Mensch. Existiere ich nicht mehr in dieser Form, tauche „ich“ wieder in das Fließen des Seins ein – vielleicht um in ähnlicher Form noch einmal leben zu können. Ich „sah“, erspürte diese Einsicht, ein kurzer Moment mit einer Art Lichterlebnis, dann nahm ich mich wieder im Bett liegend wahr – mit einem ganz tiefen und ausgeglichenen Glücksgefühl. „Mystik (2)“ weiterlesen

Die eine Wahrheit

Kurze Vorab-Erläuterung (2016): Ab Anfang 2013 tauchten vermehrt religiöse Themen in meinem alten Blog auf. Grund war eine damals noch sehr vorsichtige Rück- oder Umkehr, die zur Beschäftigung mit dem Thema Christentum führte. Los ging es mit den Katharern, dem Thema Gnosis, dann zur Mystik wechselnd. Der hier nun angeführte Text war der erste, der das thematisierte (Februar 2013):

Die Beschäftigung mit den Katharern, von der katholischen Kirche als Ketzer verfolgte „Urchristen“ (vereinfacht), macht mich nachdenklich. Ich merke, wieviel meiner eigenen christlichen Erziehung noch immer in mir ist: nicht als „nicht abwaschbarer Schmutz“, sondern als Fundament. Jahrelang habe ich das verdrängt, ja ich glaube, verdrängt ist das richtige Wort. Ich weiß noch, wie es mich vor Jahren in einer bestimmten Situation „überkam“ und ich aufrichtig ein Ave Maria betete – und mich im Anschluß unsinnigerweise dafür schämte. Unverhohlen war ich schon immer ein Bewunderer von Kurt Reubers Madonna von Stalingrad, das nur am Rande. „Die eine Wahrheit“ weiterlesen