Am Rande aufgeschnappt und drüber nachgedacht, so könnte ich das formulieren. Die französische Version des Vater Unsers wird an einer Textstelle, nämlich da, wo es um Versuchung geht, abgeändert.
Da fiel mir auf, daß ich früher, als ich das Vater Unser noch betete, auch immer ein komisches Gefühl bei der Stelle „Und führe uns nicht in Versuchung“ hatte, denn ich fragte mich, wieso und inwiefern mich Gott absichtlich in Versuchung führen sollte. Interessant im Rückblick, daß dies nie Thema war – ich habe ja alle katholischen Riten durchlaufen und 13 Jahre Religionsunterricht gehabt.
Jetzt ändert sich in der französischen Version folgendes: aus „Et ne nous soumets pas la tentation“ (ungefähr: Und unterwerfe / unterziehe uns nicht der Versuchung) wird „Et ne nous laisse pas entrer en tentation“, also „Und laß uns nicht in Versuchung geraten“. Der Artikel bei La Vie erklärt in nicht zu schwerem Französisch, was zu der Veränderung geführt hat. In Kürze: Es ist de facto nicht Gott, der die Menschen in Versuchung führt, sondern Menschen „versuchen“ Gott, indem sie anmaßend sind, sich für Gott halten oder an Gott zweifeln. Um diese Art der Versuchung, des Zweifels, geht es.